Wirbel
Feierabendkonzert im Oberhafen
Schreitet da ein Kamel vorbei – oder war das eine Fata Morgana? Mozarts „alla turca“ in der Konzertkammer.
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Franck-Thomas Link, Klavier
Tickets: 18 € im Online-Vorverkauf, 23 € an der Abendkasse, Mitglieder: 9 €
Halle 424, Stockmeyerstraße 43, Tor 24, 20457 Hamburg
Wolfgang Amadeus Mozart,
Klaviersonate Nr. 11 A-Dur KV 331
Tema. Andante Grazioso E Variazioni
Menuetto - Trio
(Rondo) Alla Turca. Allegretto
Die Klaviersonate A-Dur KV 331 entstand um 1783 in Wien – mitten in der „Türkenmode“, die das kulturelle Leben der Stadt erfasst hatte. Was 1683 noch existenzielle Bedrohung war, als osmanische Truppen Wien belagerten, hatte sich hundert Jahre später in Faszination verwandelt: Man trank Kaffee, kleidete sich orientalisch, und Komponisten entdeckten die exotischen Klänge der Janitscharenkapellen. Doch das „Türkische" war kein bloß historisches Kostüm: Noch zu Mozarts Lebzeiten führte Österreich Krieg gegen das Osmanische Reich, Steuern stiegen, Familien verloren Söhne. Die Verwandlung des Bedrohlichen ins Unterhaltsame war auch eine Form der Bewältigung.
Mozart baut die Sonate ungewöhnlich auf. Statt eines Sonatensatzes eröffnet ein Variationensatz: Ein schlichtes Thema (Andante grazioso) durchläuft sechs Verwandlungen, wobei die fünfte Variation ins Adagio wechselt und sich zu einem veritablen langsamen Satz weitet. Ein Menuett mit Trio folgt – beide Sätze noch ganz im galanten Stil.
Im Finale greift sich Mozart, was ihm an der osmanischen Militärmusik ins Ohr gefahren war: In der linken Hand pocht der Wechsel von Schlegel und Rute auf der großen Trommel (Davul), die wirbelnden Sechzehntelläufe zitieren die ornamentierenden Figuren der Schalmei (Zurna), scharfe Oktavgriffe ahmen den durchdringenden Klang der Rohrblattinstrumente nach. Dieser Marsch wurde zum Inbegriff des „alla turca“.
Franck-Thomas Link
kammerkunst.de/1291/