Kontraste
Feierabendkonzert im Oberhafen
Brahms begegnet Schostakowitsch in einem spannenden Gespräch zwischen Cello und Klavier.
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Ralf-Andreas Stürzinger, Violoncello
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Franck-Thomas Link, Klavier
Tickets: 18 € im Online-Vorverkauf, 23 € an der Abendkasse, Mitglieder: 9 €
Wir freuen uns, Ensemble in Residence in der Halle 424 zu sein.
Halle 424, Stockmeyerstraße 43, Tor 24, 20457 Hamburg
Johannes Brahms,
Sonate für Violoncello und Klavier Nr. 1 e-moll op. 38
Allegro non troppo
Allegretto quasi Menuetto
Allegro
Dimitri Schostakowitsch,
Sonate für Violoncello und Klavier, d-moll, op. 40
Allegro non troppo
Allegro
Largo
Allegro
Die großen Cellosonaten von Beethoven, Schubert oder Brahms sind Ausdruck der Blütezeit des bürgerlichen Konzertlebens. Das unbekannte Selbst faszinierte den Bürger. Die Seele des genialen Künstlers trug heroische Menschwerdungskämpfe aus. Der dunkle Ton des Violoncellos verlieh kaum geahnten Empfindungen des Künstlers Ausdruck. Der Gesang des Cellos rührt „auf tiefer, unergründlicher Ebene an unser Gefühl“, sagte der Geiger und Dirigent Yehudi Menuhin. Und tatsächlich kommt der Klang des Violoncellos dem der menschlichen Stimme sehr nahe.
Die e-moll-Sonate für Violoncello und Klavier op. 38 von Johannes Brahms entstand in zwei Etappen. Sie ist die erste der beiden Sonaten, die Brahms für diese Gattung schrieb. Die ersten drei Sätze Allegro, Adagio und Allegretto entstanden 1862 in Bad Münster am Stein und in Hamburg-Hamm, das damals noch ein Dorf weit vor den Toren Hamburgs war. Das Finale komponierte Brahms erst drei Jahre später in Baden-Baden. Ursprünglich war die Sonate viersätzig, Brahms entfernte jedoch vor der Veröffentlichung das Adagio. Möglicherweise fürchtete er, die Sonate könnte zu lang werden. Leider vernichtete er diesen langsamen Satz wahrscheinlich, so wie viele seiner Kompositionen, die er nicht veröffentlichen wollte. Die Uraufführung des Werkes fand erst 1871 statt. Ein Grund hierfür könnte sein, dass Brahms‘ Name zum Entstehungszeitpunkt der Sonate noch keineswegs etabliert war. Seine großen Erfolge traten erst mit der Aufführung des Deutschen Requiems und der Ungarischen Tänze in den Jahren 1868 und 1869 ein.
Beethovens Cello-Sonaten gelten gemeinhin als Grundlage dieser Gattung, die sich, ausgehend von den brahms‘schen Kompositionen in der europäischen Romantik, bis zur Moderne umfangreich weiterentwickelte. Natürlich war sich Brahms seiner Rolle als Nachfolger Beethovens bewusst. Mit Sicherheit hat er Beethovens Cello-Sonaten gründlich studiert und sie, als ausgezeichneter Pianist, selbst aufgeführt. Brahms hatte ein differenziertes Verhältnis zur Tradition, weshalb es nicht verwundert, dass der erste Satz der e-moll-Sonate an Beethovens Cello-Sonate op. 69 erinnert, während sich im Finale Verbindungen zu Bachs Kunst der Fuge erkennen lassen.
Franck-Thomas Link
Die Sonate für Violoncello und Klavier in d-moll, op. 40 von Dmitri Schostakowitsch entstand 1934, während einer schwierigen Phase in seinem Leben, geprägt von persönlicher und politischer Unsicherheit. Sie gehört zu seinen frühen Kammermusikwerken und kombiniert lyrische Tiefe mit dramatischer Intensität. Das Werk umfasst vier Sätze: Allegro non troppo – Ein klassisch inspiriertes, ausdrucksstarkes Hauptthema, das zwischen Melancholie und Aufruhr schwankt. Allegro – Ein scherzhaftes, rhythmisch pointiertes Stück mit spielerischen Dialogen. Largo – Ein klagender, beinahe meditativ-tragischer Satz, der die emotionale Tiefe des Werks offenbart. Allegro – Ein humorvolles, fast groteskes Finale, das Kontraste zwischen Leichtigkeit und Schärfe aufgreift. Die Sonate zeigt Schostakowitschs Fähigkeit, Elemente der russischen Tradition mit moderner Tonsprache zu verbinden, und gehört zu den bedeutendsten Cellowerken des 20. Jahrhunderts.
kammerkunst.de/1261/