Pas de deux VIII: „Félicitations, cher Louis!“
Feierabendkonzert im Oberhafen
Paris gratuliert Ludwig van Beethoven zum 250. Geburtstag!
Es begegnen sich die selten gespielte Sonate D-Dur op. 6 von Beethoven und Klavierduos aus Frankreich, die ebenfalls im Kammerkunstverein noch nie erklungen sind:
Ludwig van Beethoven, Sonate für Klavier zu vier Händen D-Dur op. 6
Eric Satie, Trois Morceaux en forme de Poire
Claude Debussy, Six épigraphes antiques
Ein Tastenfest mit Nicholas Ashton und Franck-Thomas Link im Rahmen ihres Projekts „Pas de Deux“.
Bar und Abendkasse 17 h, Konzert 18 h, Lounge 19 h
Mehr zur Reihe: Feierabendkonzert im Oberhafen
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Nicholas Ashton, Klavier
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Franck-Thomas Link, Klavier
Vorverkauf 12 € / Abendkasse 17 € / Kammerkunstmitglieder frei
Halle 424, Stockmeyerstraße 43, Tor 24, 20457 Hamburg
Ludwig van Beethoven,
Sonate für Klavier zu vier Händen D-Dur op. 6
Allegro molto
Rondo moderato
Erik Satie,
Trois Morceaux en forme de Poire
1. Manière de commencement (Eine Art zu beginnen) - Allez modérément (mäßig)
2. Prolongement du même (Erweiterung des selben) - Au pas (im Schritttempo)
3. Morceaux 1 (Stück I) - lentement (langsam)
4. Morceaux 2 (Stück II) - Enlevé (losgelöst)
5. Morceaux 3 (Stück III) - Brutal (brutal)
6. En plus (zusätzlich) - Calme (ruhig)
7. Redite (Wiederholung) - Dans le lent (langsam)
Claude Debussy,
Six épigraphes antiques
1. Pour invoquer Pan, dieu du vent d'été („Um Pan, Gott des Sommerwindes anrufen“)
2. Pour un tombeau sans nom („Für ein namenloses Grab“)
3. Pour que la nuit soit propice („Damit die Nacht günstig sei“)
4. Pour la danseuse aux crotales („Für die Tänzerin mit der Klapperschlange“)
5. Pour l'Égyptienne („Für die Ägypterin“)
6. Pour remercier la pluie au matin („Um dem Morgenregen zu danken“)
Dieses kurze Werk wurde 1797 komponiert und veröffentlicht. Es besteht aus zwei Sätzen, von denen der erste ein flottes, sonatenförmiges Allegro ist mit einem einleitenden rhythmischen Motiv, das dem vielleicht bekanntesten Motiv der Musikgeschichte, dem der Eröffnung der 5. Symphonie Beethovens, auffallend ähnlich ist. Der Satz spielt im 3/4-Takt, erinnert an ein Menuett und huldigt stilistisch Haydn. Der zweite Satz, ein anmutiges Rondo, erinnert eher an Mozart.
Die Sonate zeigt den wichtigen Einfluss von Haydn und Mozart auf den jungen Beethoven. Bei dieser frühen Komposition ist allerdings auch bereits Beethovens persönliche kompositorische Handschrift zu erkennen, ähnlich wie bei seinen ersten drei Klaviertrios op 1, seinem Klavierkonzert in B-Dur und den drei Klaviersonaten op. 2.
Nicholas Ashton
Diese Sammlung von sieben – nicht drei – kurzen Sätzen wurde 1903 aus früherem Material zusammengestellt, das Erik Satie komponiert hatte, während er als Student Cafépianist war und als sehr armer, junger Künstler ums Überleben kämpfen musste. Zu Saties Lebzeiten war dieses Werk, neben den drei Gymnopédies von 1889, sein beliebtestes.
Das 1911 erschienene Stück war sofort populär. Jean Cocteau und Diaghilev wollten aus der Musik gleich ein Ballett machen, und die Stücke wurden von dem Dirigenten Roger Désormiére orchestriert.
Der Titel des Werkes mag, so eine oft erzählte Geschichte (möglicherweise apokryph) entstanden sein, als Satie seinem Freund Claude einen Teil des Materials zeigte, dieser aber anmerkte, dass die Werke sehr interessant seinen, ihnen aber ein Gefühl von Form fehle. Satie antwortete Debussy, indem er diese sieben Sätze „Drei Stücke in Form einer Birne“ nannte. Satie soll gesagt haben: „Alles, was ich getan habe ... war, Stücke in Form einer Birne zu schreiben. Ich brachte sie zu Debussy, der fragte: „Warum dieser Titel?“ Warum? Einfach, mein lieber Freund, denn so kannst meine „Stücke in Form einer Birne“ nicht kritisieren. Wenn sie en forme de poire sind, können sie nicht formlos sein.“
Das Bild und die Form einer Birne war auch ein dauerhaft satirischer Klatsch über die Gestalt des Kopfes von König Ludwig XVIII, und auch heute noch beschreiben manche Franzosen einen Idioten oft als „Poire“.
Satie wurde seiner Arbeit gegenüber zunehmend kritisch je erfolgreicher sie wurde. Das ist typisch für seinen widersprüchlichen Charakter. Tatsächlich jedoch zeigt sein Werk subtiles Geschick in der Ausführung von symmetrischen Phrasenstrukturen, seiner harmonischen Originalität, die geschickte Ableitungen und Mischungen von Modi, pentatonischen und oktonischen Skalen und schrägen chromatischen Modulationen beinhaltet. Es gibt auch eine höchst ungewöhnliche Anwendung von dynamischen Kontrasten und registralen Verschiebungen im Klaviersatz. Die Tatsache, dass Satie sein Werk mit seinem gewohnt trockenen Humor „kleidete“ – von den Titeln der verschiedenen Bewegungen bis hin zu Vortragsbezeichnungen für die Ausführenden – trägt dazu bei, die Ernsthaftigkeit und der planvolle Absicht in seinen kompositorischen Experimenten zu verschleiern. Ausdrucksstark evoziert sein Werk eine hypnotische, fast meditative Melancholie, die einzigartig ist.
Nicholas Ashton
Dieses aus sechs kurzen Sätzen bestehende Werk ist das Ergebnis einer Materialmischung, die Claude Debussy nach Texten eines guten Freundes, dem Dichter Pierre Louis, komponierte, der eine Reihe erotischer Gedichte mit dem Titel Chansons de Bilitis geschrieben hatte und – betrügerisch – vermarktete, indem er sie als neu entdeckte altgriechische Texte ausgab.
Trotz dieser Täuschung evozieren die Gedichte eine außergewöhnlich sinnliche Melancholie und Zeitlosigkeit, die besonders Debussys Interesse an nicht-westlichen Musik- und Kunstformen ansprach; in diesem Fall alte hellenische und arabische Kunst. Unter dem Titel „Chansons de Bilitis“ von 1897 gibt es auch drei Lieder für weibliche Stimme und Klavier (La féte de Pan, La chevelure und Le tombeau des Naéades) von Debussy.
Der Komponist kehrte 1900 zu dieser Gedichtesammlung Sammlung zurück und schuf eine „Musique de Scene pour les Chansons de Bilitis“ für Rezitation, zwei Flöten, zwei Harfen und Celesta. Zeitgenössischen Quellen zufolge wurden Rezitation und Musik von einem „Tableaux vivants“ begleitet aufgeführt. Offenbar fand nur eine einzige solche Aufführung statt, privat in Venedig.
Debussy veröffentlichte die Partitur zu Lebzeiten nicht, sondern adaptierte später sechs der zwölf Stücke für Klavier als Six Epigraphes Antiques, und zwar 1914 für Klavierduett. Es gibt auch eine Version für Solo-Klavier.
Nicholas Ashton
kammerkunst.de/1111/