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Hamburger Kammerkunstverein

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Trockne Blumen

Feierabendkonzert im Oberhafen

Rebecca Lenton und Franck-Thomas Link, 2019

Foto: Joschua Lenton

Die Variation in der Musik – berühmte Variationswerke von Händel, Schubert, Mendelssohn und Chopin! Zu Beginn eines Variationszyklus wird ein Thema vorgestellt, das dann in jeder Variation in einem neuen Charakter erscheint. Die Variation ist für einen Komponisten als kompositorische Fingerübung elementar. Oder aber er schafft durch sie ein Meisterwerk, wie es große Komponisten durch die Jahrhunderte immer wieder getan haben.

Bar und Abendkasse 17 h, Konzert 18 h, Lounge 19 h

Mehr zur Reihe: Feierabendkonzert im Oberhafen



Vorverkauf 10 € / Abendkasse 15 € / Kammerkunstmitglieder frei


Halle 424, Stockmeyerstraße 43, Tor 24, 20457 Hamburg


Halle 424


Georg Friedrich Händel,
Sarabande d-moll mit 2 Variationen für Cembalo solo

Franz Schubert,
Variationen über das Lied „Trockne Blumen“ aus dem Liederzyklus „Die schöne Müllerin“ für Flöte und Klavier D 802

Introduktion (Andante)
Thema (Andantino)
Variationen I-VI
Variation VII (Allegro)

Felix Mendelssohn Bartholdy,
Variations sérieuses op. 54 d-moll

Frédéric Chopin,
Variationen über ein Thema aus der Oper „La Cenerentola“ von Giaccomo Rossini


Sarabande d-moll mit 2 Variationen für Cembalo solo von Georg Friedrich Händel ist so klar strukturiert ist, dass ich sie bei jüngeren Klavierschülern oft benutze, um ihnen zwei Dinge zu erklären:

Die Sarabande: Sie ist das Thema dieser Meisterminiatur. Eine Sarabande ist ein langsamer Schreittanz, der sich im Barock großer Beliebtheit erfreute. Sie steht immer in einem langsamen Dreiertakt mit einem gedehnten zweiten Schlag, der im Tanz Gelegenheit für Verbeugungen und andere Galanterien der männlichen Tanzpartner bot.

Die Variationstechnik: Händel fügt der Sarabande zwei Variationen hinzu. Beide orientieren sich musikalisch strikt an die Vorgaben des Themas und verändern es gleichzeitig auf kleinstem Raum schier unendlich.

Franck-Thomas Link


Man kann sagen, dass Franz Schuberts Liedschaffen eine Art Werkstatt für seine ureigene musikalische Sprache und Melodik war. Viele offensichtliche und noch mehr versteckte Zitate von Liedern haben Einzug in seine Klaviersonaten. Auch in Schuberts symphonischem Schaffen steht die Melodie im Vordergrund. In gleich 4 großen Werken beschäftigte er sich explizit mit Liedern aus seinem eigenen Repertoire. Das prominenteste ist sicher das Quartett „Der Tod und das Mädchen“, im selben Atemzug muss man natürlich die „Wandererfantasie“ für Klavier und das „Forellenquintett“ nennen.

Die Variationen über das Lied „Trockene Blumen“ für Flöte und Klavier stehen im Konzertleben ein wenig im Schatten der genannten Schwesterwerke. Nichtsdestotrotz gilt das Werk als eines der wichtigsten Werke des 19. Jahrhunderts für die Besetzung Flöte und Klavier. Es Schuberts einzige Originalkomposition für die Flöte. Das Thema stammt aus der Nummer 18 des Liederzyklus „Die schöne Müllerin“ nach Wilhelm Müller. Der Liedzyklus entstand im Oktober / November 1823, die Variationen datieren vom Januar 1824. Sie wurden wahrscheinlich für den Flötisten Ferdinand Bogner geschrieben.

Das Prinzip der Aufnahme von Melodien, in denen sich sein innerster Ausdruckswunsch manifestierte, aus seinem Liedschaffen in die Instrumentalmusik ist vergleichbar mit dem Mikroskopieren: Wenn Schubert seine Lieder in die Instrumentalmusik eingeflocht, war er offensichtlich davon getrieben, diesen komprimierten Ausdruck weiter zu entfalten.

Das Lied „Trockene Blumen“ ist die emotionale Darstellung eines verletzten Liebenden im Wandel von tiefer Depression zu überschwänglicher Lebenshoffung. Dieser dramatische Vorgang ist im Lied auf etwa 3 Minuten komprimiert.

Sowohl das Lied als auch die Variationen beginnen mit der Darstellung einer entsetzlichen Phase von Todessehnsucht. Von Variation 4 zu 5 kippt die Depression, analog zum Lied, in überschwängliche Fröhlichkeit. (Instrumental: Dur, rasendes Tempo, scheinbar fröhliche Rhythmen etc.)

Die Dramatik des Liedes stellt Schubert im Variationszyklus u. a. dadurch her, dass er für die Spieler grenzwertig technische Anforderungen stellt. Die „transzendentale Kraft der technischen Schwierigkeit“ (Claudio Arrau) ist in Schuberts Kammermusikwerken zum Thema Lied stets anwesend.


Trockne Blumen.


Ihr Blümlein alle,
Die sie mir gab,
Euch soll man legen
Mit mir in's Grab.

Wie seht ihr alle
Mich an so weh,
Als ob ihr wüßtet,
Wie mir gescheh'?

Ihr Blümlein alle,
Wie welk, wie blass?
Ihr Blümlein alle,
Wovon so nass?

Ach, Thränen machen
Nicht maiengrün,
Machen todte Liebe
Nicht wieder blühn.

Und Lenz wird kommen,
Und Winter wird gehn,
Und Blümlein werden
Im Grase stehn,

Und Blümlein liegen
In meinem Grab,
Die Blümlein alle,
Die sie mir gab.

Und wenn sie wandelt
Am Hügel vorbei,
Und denkt im Herzen:
Der meint' es treu!

Dann Blümlein alle,
Heraus, heraus!
Der Mai ist kommen,
Der Winter ist aus.

Wilhelm Müller, 1820 / 21

Franck-Thomas Link


Die „Variations sérieuses“ op. 54 gelten als das bedeutendste Werk für Klavier solo aus Felix Mendelssohn Bartholdys Feder. Das Thema steht im Andante sostenuto und ist wie ein klassischer Streichquartettsatz gebaut. In seufzenden Synkopen und Vorhalten wird der schmerzliche Charakter, der im Verlauf des groß angelegten Stücks trotz verschiedenster Veränderungen weitgehend erhalten bleibt, heraufbeschworen. Über den Titel wurde in der Fachwelt oft diskutiert, wobei unentschieden blieb, ob sich das „sérieux“ (frz. = „ernst) auf den Charakter der Musik bezieht, oder ob es sich um die Variationstechnik an sich handelt. Denn seit Beethoven hatte die Variationstechnik am Bedeutung gewonnen. Abgesehen von wenigen höchst prominenten Variationswerken, wie z.B. Bachs Goldberg-Variationen, galt bis Beethoven die Variationstechnik als eine eher spielerische Möglichkeit, ein Thema von verschiedenen Seiten zu beleuchten. Beethoven hattte sich von dieser „losen Folge“ verabschiedet und seine großen Variationswerke zu fast durchgehend dramaturgisch aufgebauten Gesamtsätzen gemacht. Das bedeutete auch, dass sich nun eine Variation oft aus der Struktur der vorangegangenen ergab, entweder durch weitere Durchführung oder starke Kontrastierung. So wurde für die Variationsform gewissermaßen revolutioniert und war nicht länger eine Spielerei, an der sich Komponisten üben konnten wie etwa Instrumentalisten an Etüden. Man kann also vermuten, dass Mendelssohn seinem Werk auch diesen Titel gegeben hat, um darin schon seine kompositionstechnische Absicht zu erklären, die zweifellos von Beethoven, insbesondere von dessen 32 Variationen in c-moll WoO 80, inspiriert war. Aufgrund der technischen Anforderungen an den Pianisten werden die „Variations sérieuses“ oft bei internationalen Klavierwettbewerben als Pflichtstück ausgewählt. Sie sind gewissermaßen ein Katalog aller Klaviertechniken, die bis zur Entstehungszeit des Werkes existierten.

Franck-Thomas Link


Die Variationen über ein Thema aus der Oper „La Cenerentola“ von Giaccomo Rossini aus der Feder Frédéric Chopins sind ein Unikum. Der Meister verlegte in diesem Stück alles, was in einem Chopin-Klavierstück in der rechten Hand des Pianisten liegen würde, in die Flöte.

Chopin war Klavierkomponist und schrieb nur wenige Kammermusikstücke. Für Blasinstrumente hat er außer diesen betörenden Flötenvariationen nichts komponiert. Über die Motivation für diese Komposition sind sich die Musikwissenschaftler unsicher. Vielleicht ist sie einfach ein charmantes Dokument seiner Sehnsucht nach Polen oder nach seinem Vater, der ein virtuoser Hobby-Flötist war. Vielleicht war sie auch eine Auftragskomposition, die in Paris an Chopin herangetragen wurde.

Franck-Thomas Link



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