Jünglingsgesicht und Meisterantlitz
Feierabendkonzert im Oberhafen
Eines der schönsten Klaviertrios ist das in H-Dur op. 8 von Johannes Brahms. Zwischen der Urfassung des 21-jährigen Brahms, die er in der Nähe des Ehepaares Schumann schrieb, und der 2. Fassung, die im Feierabendkonzert erklingt, liegen fast 40 Jahre der Entwicklung – daher unser Titel.
Bar und Abendkasse 17 h, Konzert 18 h, Lounge 19 h
Mehr zur Reihe: Feierabendkonzert im Oberhafen
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Michael Stürzinger, Violine
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Ralf-Andreas Stürzinger, Violoncello
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Franck-Thomas Link, Klavier
Vorverkauf 10 € / Abendkasse 15 € / Kammerkunstmitglieder frei
Halle 424, Stockmeyerstraße 43, Tor 24, 20457 Hamburg
Johannes Brahms,
Klaviertrio H-Dur op. 8
Allegro con brio
Scherzo: Allegro molto
Adagio
Finale: Allegro
Eines der schönsten Klaviertrios ist das in H-Dur op. 8 von Johannes Brahms. Es entstand in den Jahren 1853/54 und wurde 1855 in New York uraufgeführt. Fast 40 Jahre später gestaltete Brahms das Werk radikal um. Brahms, fast hypochondrisch selbstkritisch, sah die Mängel, aber auch die große Qualität mancher Einfälle, die reiche Inspiration der schwärmerischen Jugendzeit. In der zweiten Fassung verbindet sich die jugendliche Inspiration mit der kompositorischen Meisterschaft eines Gereiften zu einem grandiosen Ganzen.
Zwischen der Urfassung des 21jährigen Brahms, die er in der Nähe des Ehepaares Schumann schrieb, und der 2. Fassung, die die man schon fast als Neukomposition bezeichnen kann, liegen Jahrzehnte der Entwicklung eines Genies. In einem Aufsatz über das Trio op. 8 spricht der Musikwissenschaftler Claus-Christian Schuster über die beiden Fassungen zu recht als Gegenüberstellung von „Jünglingsgesicht“ und „Meisterantlitz“.
Wir spielen die 2. Fassung, die Entscheidung fiel allerdings nicht ganz leicht. So opferte Brahms bei der Neuschaffung einige Liedzitate. Ursprünglich hatte er beispielsweise, in Anlehnung an Robert Schumann, der mit dem selben Stelle immer wieder seiner geliebten Clara huldigte, „Nimm sie hin denn, diese Lieder" aus Beethovens Zyklus „An die ferne Geliebte" zitiert. Diese biographische, nahezu intime Anspielung wich später einer strengeren Struktur des Finalsatzes.
Die Fassung von 1891 ist um ein knappes Drittel kürzer, komprimierter. Für den Kopfsatz des Trios erschuf Brahms einen völlig neuen Seitensatz, und in der Durchführung tauschte Brahms rauschendes Passagenwerk gegen neuartige Klänge, in denen spätere Komponisten wie etwa Mahler oder Janácek geahnt werden können. Das Scherzo ist der einzige Satz, der von großen Eingriffen des späten Brahms beinahe unberührt blieb.
kammerkunst.de/1046/