Wunschkonzert
Feierabendkonzert im Oberhafen
Wir greifen eine Idee des berühmten russischen Bassisten Fjodor Schaljapin auf, der die Zuhörer abstimmen ließ, was er singen sollte. Sie wünschen, Franck-Thomas Link spielt.
Wenn Sie mitstimmen möchten, schreiben Sie uns eine Mail an: buero@kammerkunst.de
Bar und Abendkasse 17 h, Konzert 18 h, Lounge 19 h
Mehr zur Reihe: Feierabendkonzert im Oberhafen
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Franck-Thomas Link, Klavier
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Ulrich Bildstein, Schauspieler
Vorverkauf 10 € / Abendkasse 15 € / Kammerkunstmitglieder frei
Halle 424, Stockmeyerstraße 43, Tor 24, 20457 Hamburg
Wunschkonzert
Beim Lunchkonzert in der Handelskammer Hamburg am Do, 5. April 2018, um 12.30 h, und im
Feierabendkonzert in der Halle 424 im Oberhafen am Mi, 25. April 2018, 18 h, spielt Franck-Thomas Link für Sie à la Carte.
Suchen Sie sich eines der Programme aus, die der Pianist hier aus seiner persönlichen Sicht beschreibt. Schreiben Sie bis 15. Feb 2018 eine Mail an buero@kammerkunst.de und nennen Sie die Nummer Ihres Lieblingsprogramms.
Vielen Dank und viel Spaß beim Wunschkonzert!
Ihre Kammerkünstler
1. Modest Moussorgski, „Bilder einer Ausstellung“
Dieser wunderbare Zyklus, der Bilder von einem Freund Moussorgskis, dem Maler Victor Hartmann, eingebettet in ein Variationsspiel von Promenaden, die den Gang durch die Ausstellung des bereits verstorbenen Malers darstellen, musikalisch beschreibt, ist mir sehr ans Herz gewachsen. Als kleiner Junge nahm mich meine Mutter oft mit zu Konzerten. Manchmal fand ich das langweilig, aber einmal war ich wie vom Donner gerührt und wusste, wo mein Leben entlang balancieren würde. Wir besuchten die Weilburger Schlosskonzerte, die noch immer mit großem Erfolg in der Nähe meines Elternhauses abgehalten werden. Elisabeth Leonskaja spielte solo, und zwar die 3. Brahms-Sonate und die Bilder einer Ausstellung. Nach diesem Konzert war ich schrecklich aufgewühlt, so etwas hatte ich in meinen sechs vorangegangenen Jahren noch nicht erlebt, und seitdem wollte ich Pianist werden. Als Student habe ich Elisabeth Leonskaja einmal um Rat und sogar um Unterricht gefragt. Für Unterricht hatte sie in diesen Jahren keine Zeit, aber sie hat mir einen langen detaillierten Brief zu allen pianistischen und musikalischen Problemen geschrieben, die sie in meiner Aufnahme (damals noch Kassette!) wahrnehmen konnte. Das war ein sehr großzügiger, liebevoller und höchst kompetenter Unterricht auf Papier zwischen Wien und Amsterdam. Ich habe beide Stücke oft in einem Konzertprogramm gespielt. Das war immer ein Fest und eine tiefe innere Erinnerung an diese Initialzündung, Pianist zu werden. Natürlich hat es viele Jahre gedauert, bis ich sie selbst spielen konnte, aber die „Bilder einer Ausstellung“ gehören zu meiner Kinderstube.
2. „Trost und Glückseligkeit“
Franz Schubert, Sonate B-Dur D 960
Ich habe die Sonate erst lange nach dem Studium gelernt, und das war richtig so. Dieses Werk greift in die vielleicht schwierigste Frage der Menschen ein: Wie geht das mit dem Leben und dem Sterben? Nachdem Schubert, der beim Komponieren seiner letzten vier Klaviersonaten wusste, dass er bald sterben würde, sich mit der Verklärung des Lebens und des Todes (G-Dur Sonate), der Angst vor dem Tode (c-moll Sonate) und den intellektuellen Aspekten der eigenen und der Weltgeschichte (A-Dur Sonate), beschäftigt hatte, schrieb er zum Schluss die B-Dur Sonate: In diesem Stück geht es um das Akzeptieren des Sterbens und des Lebens. Die Sonate ist ein heiteres, freundliches Abschiedswerk, dessen Hauptthemen durchgehend mit Seufzer-Motiven eingeleitet werden und die beim Erklingen inneren Frieden erzeugen. Meine wichtigste Lehrerin, Gisela Sott, hat mich auf ihrem Sterbebett gebeten, ihr die Sonate zu spielen. Wenngleich ich gar nicht vorbereitet war, ging das. Sie hat zwischendrin sicher kurz geschlafen. Ich spiele die Sonate seit langer Zeit je nach Möglichkeit mindestens einmal pro Jahr. Ich glaube, ich kenne keine tiefere Quelle des Trosts und der Glückseligkeit. Eine sehr erfreuliche Kritik, die ich einmal für ein Konzert mit der B-Dur Sonate bekommen habe, war mit: „Den Tod wie einen alten Freund umarmen“ überschrieben. Das letzte Mal, dass ich diese Musik gespielt habe, war beim Abschiedsfest eines Sterbenden. Danach gab es gutes Essen und Popmusik, der Sterbende stand noch einmal aus seinem Rollstuhl auf und machte Tanzbewegungen mit den jungen Leuten, die um ihn herum tanzten. Das war ein heiteres und wichtiges Fest, ebenso wie die Sonate.
3. Die geliebten Freunde des Pianisten
Mozart Sonate A-Dur KV 331 (Alla Turca)
Franz Liszt Ballade Nr. 2 h-moll
Mozarts Alla Turca-Sonate habe ich einmal als Geburtstagsgeschenk für meinen Freund H. gelernt, der allerdings bei dem betreffenden Konzert selbst irgendwo anders aufgetreten ist. Hier ein erneuter Versuch: Er sagte damals, das sei für ihn das schönste Klavierstück. Die Liszt-Ballade wurde mir im Studium von meiner Freundin A. immer madig gemacht. Das Stück sei entsetzlich
und bedrohlich. Ich habe es trotzdem gelernt. Und als die Freundin A. dabei einmal im Konzert saß, sagte sie: „Ist doch ein fantastisches Stück, ich weiß gar nicht, was Du willst!“. Repräsentativ ist dieses Programm eine Hommage an meine Freunde.
4. Ohne Bach kein Krach!
J.S. Bach, Partita Nr. 2 c-moll BWV 826
F. Busoni, Chaconne aus der Solo-Partita für Violine d-moll von J.S. Bach für Klavier
Musik ohne diesen Meilenstein wäre heute nicht einmal für die Jüngsten unter uns denkbar. Also Bach. Natürlich musste ich in meiner Ausbildung immer Bach üben. Es hat auch immer irgendwie gereicht. So richtig zum Klingen brachte ich allerdings meinen Bach nie. Ich hatte das Gefühl, mein Instrument sei falsch. Das ging so lange, bis ich die Streicher Solowerke für Violine und Cello kennenlernte. Da ich des Spiels auf dem Cembalo nicht mächtig bin, spiele ich Bach auf dem Klavier. Diese Behinderung hatten offenbar bereits größere Geister als ich bedacht: Ferruccio Busoni hat, ebenso wie Johannes Brahms die Geigen-Chaconne für Klavier bearbeitet. Von diesen
drei und anderen Fassungen der Chaconne werde ich immer wieder aufs Neue inspiriert.
5. Krass!
Ludwig van Beethoven Sonate D-Dur op. 10 Nr. 3
Dieses Stück war das Erste, das ich zuerst analysiert und erst danach gelernt habe. Eine große Werkanalyse musste ich für das Fach Formenlehre im Studium abliefern, und so nahm ich mir die Noten mit in die Semesterferien, die ich mit einem Freund in Marokko verbringen wollte. Wir reisten herum, aber es gelang mir, jeden Morgen 2-3 Stunden an meiner Analyse zu schreiben. Es war – vielleicht auch durch die gute Laune auf dieser Urlaubsreise – eine angenehme Arbeit. Natürlich gab es noch keine Computer, also hatte ich das alles mit der Hand aufgeschrieben und die Berge von Zetteln sahen aus wie Geheimzeichen mit Noten und anderen merkwürdigen Eintragungen. Nach der Zollkontrolle auf dem Rückweg nach Hamburg waren meine Hieroglyphen verschwunden. Ich musste die Arbeit neu schreiben und habe sogar danach ein bisschen geübt, sie zu spielen. Was in meiner studentischen Werkanalyse nicht herauskam, ist mir erst in den letzten Jahren aufgefallen, als ich das Stück verschiedentlich unterrichtet habe: Es gibt in Beethovens frühem Werk kaum ein besseres Beispiel für die glückliche Spannung zwischen überschwänglicher Freude und tiefster Traurigkeit. Die Hauptkraft dieser Sonate liegt in ihrem Witz, der im Ernstfall der Zwillingsbruder des Trostes sein kann. Ludwig hatte einen Zacken mehr in der Krone als die andern.Wenn ich mir einen der alten Großmeister für ein Treffen aussuchen dürfte, wäre es sicher Beethoven.
6. Neue Zeiten – Neuer Slang
Claude Debussy, Images II
Sergej Prokoffiew, Sonate Nr. 3 op. 28
George Gershwin, Rhapsody in Blue
Zu Beginn des letzten Jahrhunderts gab es eine musikalische Entzweiung, die darauf begründet war, dass Dur und Moll im Geschmack der Zuhörer ausgedient hätten. So zogen sich die Komponisten in ihre Länder und zu ihrer Muttersprachlichkeit zurück und entwickelten neue Tonsprachen. Es entstand jeweils ein neuer, unverwechselbarer Slang. Dieser Vorgang stellte eine musikalische De-Globalisierung dar, die in heutigen Tagen ihresgleichen sucht. Das kann ich in einem einzigen Konzert alleine nicht umfassend darstellen, aber ich gebe in diesem Programm einen hörbaren Einblick in die kühle Überlegenheit der französischen Kunst. Ein weiterer Aspekt ist das subversive Element der russischen Musik dieser Jahre, gepaart mit der suchenden Fröhlichkeit des amerikanischen Genies George Gershwin.
kammerkunst.de/1043/