Der schönste Platz auf Erden: Seit 50 Jahren am Klavier
Feierabendkonzert im Oberhafen
Franck-Thomas Link über dieses Konzert: „Seit 50 Jahren sitze ich in diesem Jahr am Klavier, dem schönsten Platz auf der Erde.“
Der Pianist und künstlerische Leiter des Hamburger Kammerkunstvereins spielt sein Lieblingsstück, die Klaviersonate D 960 von Franz Schubert.
Bar und Abendkasse 17 h, Konzert 18 h, Lounge 19 h
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Franck-Thomas Link, Klavier
Vorverkauf 10 € / Abendkasse 15 € / Kammerkunstmitglieder frei
Halle 424, Stockmeyerstraße 43, Tor 24, 20457 Hamburg
Franz Schubert,
Klaviersonate B-Dur D 960
Molto moderato
Andante sostenuto
Scherzo - Allegro vivace con delicatezza
Allegro, ma non troppo
Franz Schuberts Klaviersonate B-Dur D 960 ist seine letzte Sonate. Sie entstand in Schuberts Todesjahr 1828. Er war sich über seinen bevorstehenden Abschied im Klaren, und sein Arbeiten war wahrscheinlich von Gedanken und Gefühlen zu Leben und Tod begleitet.
Vor dem Hintergrund, dass Schubert Abschied nimmt, stehen seine drei letzten Sonaten in jeweils unterschiedlichem Licht, den Phasen langsamen Sterbens möglicherweise entsprechend. Sie entstanden im selben Jahr.
Die ersten beiden dieser Sonaten stehen durch emotionalen Widerstand (c-moll-Sonate) und intellektuellen Kampf ums Überleben (A-Dur-Sonate) der meist so zart und freundlich anmutenden B-Dur-Sonate scheinbar entgegen.
Zu vermuten ist, dass Schubert den Widerstand überwunden hatte und dem Tod in der B-Dur-Sonate freundlich begegnen konnte: So, als hätte sich in ihm eine innere Bereitschaft gegenüber dem Tod eingestellt, die ihn zu den freundlichsten Melodien greifen ließ, die er in dieser Zeit erfinden konnte.
Es ist kein Zufall, dass das zunächst heiter wirkende Rondo-Thema des letzten Satzes nicht in der Grundtonart B-Dur steht, sondern in der musikalischen Sprache von Beethovens Schicksalssinfonie c-moll. Dahinter steckt eine Heiterkeit in erstem Gewande, die im Verlauf des Satzes immer wieder dramatische Ausbrüche erfährt.
Vergleicht man alle Hauptthemen der B-Dur-Sonate miteinander, so stellt man fest, dass alle aus demselben Tonmaterial, einer „abfallenden Sekunde“, gemacht sind. Jedes der Themen beginnt mit einer abfallenden Sekunde. Diese Tonfolge wird musikwissenschaftlich oft als „Seufzer-Motiv“ bezeichnet.
Die Themen der Sonate allerdings seufzen nicht, das macht Schubert sehr subtil und fast unmerklich. Es ist, als ob Schubert uns nachhaltig mit seinen Melodien tröstet.
Er lässt uns mit seiner Misere, dass er jetzt stirbt, nicht einfach stehen: Er beendet sein Sonatenwerk und sein Leben mit heiteren Melodien aus dem Material des Seufzers.
Franck-Thomas Link
kammerkunst.de/1070/