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Hamburger Kammerkunstverein

Veranstaltungen mit Herz und Hirn.

367. Lunchkonzert in der Handelskammer Hamburg

Ludwig van Beethoven, Sonate für Violoncello und Klavier g-moll op. 5 Nr. 2


Der Eintritt ist frei.


Börsensaal der Handelskammer Hamburg, Adolphsplatz 1, U Bahn Rathaus


Ludwig van Beethoven,
Sonate g-moll op. 5 Nr. 2 für Violoncello und Klavier

Adagio sostenuto ed espressivo
Allegro molto piu tosto presto
Rondo: Allegro


Die Sonaten für Violoncello und Klavier, wie Ludwig van Beethoven sie als kammermusikalische Novität einführte, markieren die endgültige Emanzipation des „kleinen Basses“, dessen Ursprünge bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen und der sich zunächst hauptsächlich mit der Generalbass- und Orchesterfunktion bescheiden musste. Nicht zuletzt war es eine Begegnung mit dem Virtuosen Jean-Luis Duport am preußischen Hof von König Friedrich Wilhelm II., die Beethoven dazu inspiriert hatte, sich näher mit diesem Instrument und der Komposition von Cellosonaten zu befassen – zuvor hatte das Violoncello bereits im aufkommenden Streichquartett sowie im Streichtrio die Rolle des Bassfundamentes übernommen.

Seine beiden für den Berliner Hof komponierten Duosonaten op. 50 stellen die bahnbrechenden Erstlinge der klassischen Celloliteratur dar. Die g-moll-Sonate, das zweite der beiden Werke, stellt das dunkle Gegenstück zur op. 5 Nr. 1 dar. Ihr ist eine besondere – möglicherweise an Luigi Boccherini orientierte – formale Anlage eigen: Zum Allegro des ersten Satzes führt eine weitgespannte, fantasieartige Adagio-Einleitung, die einen langsamen Mittelsatz entbehrlich macht oder, genau genommen, sogar vorwegnimmt: scharf punktierte Rhythmen und schmerzliche melodische Wendungen künden von innerer Gespanntheit, die sich im anschließenden, konfliktreich verlaufenden Allegro molto piu tosto presto mit seinen treibenden Achtel- und Triolenbewegungen in leidenschaftlichen Ausbrüchen entlädt. Das Final-Rondo ist mit seinem markanten Refrainthema weiß vom Pathos des ersten Satzes nichts mehr: Es führt zurück in die heitere, verspielte Welt des galanten Zeitalters, allerdings angereichert mit einigen verschärften Akzenten, die dann doch Beethovens kraftvolle Handschrift verraten.

Beide dem preußischen König gewidmeten Cellosonaten wurden im Februar 1797 gedruckt und erschien im Artaria-Verlag. Jean-Louis Duport zeigte sich erfreut, als von Beethoven Abschriften der beiden Cellosonaten op. 5 erhielt. Im Rahmen einer Begegnung Beethovens mit dem Kontrabassisten Dominico Dragonetti in Wien ist eine Uraufführung der g-moll-Sonate durch beide Musiker bekannt, wobei sich Beethoven von Dragonettis spielerischen Fähigkeiten begeistert gezeigt haben soll.

Frank Schlatermund


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