Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft
Feierabendkonzert im Oberhafen
Aus Schlachten und Repressionen erschien eine Sonate, klar und heiter wie ein Bach. Sergej Prokofjews Flötensonate op. 94 wurde zur Sonate für Violine in Zusammenarbeit mit David Oistrach. Den berühmten Geiger hatte Prokofjew am Beginn von dessen Karriere in tiefe Verlegenheit gestürzt. Aber das ist eine andere Geschichte ...
Der Faschismus der Nazis und der Totalitarismus der Sowjets machten Prokofjew das Leben schwer. Trotz alledem fand er eine Tonsprache, die vollkommen natürlich und frei wirkt - musikalisch und menschlich ein Triumph.
Es musizieren Maike Schmersahl, Violine, und Franck-Thomas Link, Klavier. Ulrich Bildstein berichtet über die Zeitumstände, in denen die Sonate entstanden ist.
Mehr zur Reihe: Feierabendkonzert im Oberhafen
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Maike Schmersahl, Violine
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Franck-Thomas Link, Klavier
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Ulrich Bildstein, Schauspieler
Vorverkauf 8 € / Abendkasse 10 € / Kammerkunstmitglieder frei
Gastronomie und Abendkasse 17 h, Konzert 18 h, Lounge 19 h
Ticketbestellung mit Sitzplatzwahl über tickets@feierabendkonzert.de und Telefon 040 / 66 97 62 55 17
Halle 424, Stockmeyerstraße 43, Tor 24, 20457 Hamburg
Sergei Sergejewitsch Prokofjew,
Sonate op. 94a für Flöte (Violine) und Klavier
Moderato
Presto
Andante
Allegro con brio
Die Sonate op. 94 für Flöte und Klavier von Sergej Prokofjew wurde im Jahre 1943 uraufgeführt. Prokofjew war in dieser Zeit 52 Jahre alt und bereits auf der ganzen Welt berühmt, vor allem als Konzertpianist. Er hatte Konzertreisen nach Frankreich und England, sowie in die USA und nach Japan hinter sich und einige Jahre in Frankreich gelebt, wo er insbesondere Maurice Ravel, Francis Poulenc und Richard Strauss begegnet war. Danach war er nach Moskau zurückgekehrt, wo er die letzten knapp 20 Jahre seines Lebens verbrachte.
Prokofjew selbst sagte über seine Sonate, sie weise vier Grundlinien auf:
1. Die klassische Linie. Obwohl zu Prokofjew Zeit sehr viele formale, kompositorische Traditionen über Bord geworfen worden waren, bewegte er sich oft in einer neoklassizistischen Weise in den Formen der Sonate und den Tanzformen des 18. Jahrhunderts, so auch im 2. Satz der Flötensonate.
2. Die moderne Linie. Prokofjew forderte eine „harmonische Sprache zum Ausdruck machtvoller Empfindungen“, die bis an den „Irrweg“ des Atonalismus führen konnte. Bereits nach dem ersten Weltkrieg stieß sein zweites Klavierkonzert deshalb als „futuristisch“ beim Publikum auf Ablehnung. 1948 wurde er wegen „atonaler und formalistischer Tendenzen und Verstößen gegen den Geist des sozialistischen Realismus“ öffentlich gerügt.
3. Die motorische Linie. Wieder ausgehend von einer historischen Form, der Toccata, die nach Bach erst Robert Schumann wieder ins Gespräch brachte (C-Dur Toccata op. 7), gibt es in Prokofjews Klavier- und Klavierkammermusik eigentlich in fast allen Fällen diese rhythmisch-motorische Kraft.
4. Die lyrische Linie. Seit den Visions fugitives op. 22 gehört dieser Aspekt unerlässlich zu Prokofiews Musik. Damit meint Prokofjew allerdings nicht den gewohnten romantischen Klang, sondern meist den Ausdruck von Skurrilem und Groteskem.
Die Flötensonate ist das Werk des erfahrenen und als Komponist ausgereiften Prokofjew. Es ist selten, dass ein Komponist so eindeutig über seine Musik sprechen konnte und wollte. Sie ist ein Meisterwerk, weil sie Einblick in die wesentlichen Schattierungen des Schaffens des genialen Komponisten gewährt. Der Erfolg der Sonate war so groß, dass David Oistrach direkt nach der Uraufführung Prokofjew um eine Adaption für Violine bat. Die hat er auch bekommen und deshalb wird die Sonate op. 94a auch als 2. Violinsonate bezeichnet.
Franck-Thomas Link
kammerkunst.de/970/