337. Lunchkonzert in der Handelskammer Hamburg
Werke von Telemann, CPE Bach und Schubert
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Juditha Haeberlin, Violine
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Franck-Thomas Link, Klavier
Der Eintritt ist frei.
Börsensaal der Handelskammer Hamburg, Adolphsplatz 1, U Bahn Rathaus
Georg Philipp Telemann,
aus: 12 Fantasien für Violine solo
Carl Philipp Emanuel Bach,
Freye Fantasie fürs Clavier fis-moll H 300 (Wq 67), 1787
Sehr traurig und ganz langsam (Adagio)
Allegretto
Largo
Franz Schubert,
Sonate a-moll für Violine und Klavier, D 385, op. posth. 137,2
Allegro moderato
Andante
Menuetto. Allegro – Trio
Allegro
Georg Philipp Telemann hat sich intensiver als die meisten seiner Zeitgenossen mit der Kammermusik ohne Bass beschäftigt. Zu seinen Kompositionen ohne Bass zählen die 12 Solo-Fantasien, die für Flöte oder Violine konzipiert. Ohne das stützende Fundament der tiefen Töne entsteht ein schwebender Charakter. Dies verstärkt den improvisatorischen oder meditativen Habitus der Gattung „Fantasie“.
Franck-Thomas Link
Carl Philipp Emanuel Bach wird von den Berlinern als der „Berliner Bach“, von den Hanseaten als der „Hamburger Bach“ bezeichnet. Dieser Streit muss wohl unentschieden bleiben, denn in beiden Städten hat der Sohn des großen Johann Sebastian etwa gleich lange gelebt. CPE Bachs Klavierfantasien sind von beispielloser Spontaneität und ziehen Spieler und Zuhörer mit magischer Kraft in die Geistes- und Seelenwelt des Komponisten hinein. Sie sind voll von wechselnden musikalischen Augenblicksbildern, Stimmungsgegensätzen und dramatischen Kontrasten. In seiner Fantasie fis-moll, die ein Jahr vor seinem Tode entstand, stellt Bach zunächst die drei musikalischen Hauptelemente (Adagio, Largo sowie kadenzartige Läufe und Arpeggien) vor und verwebt sie in freier Form miteinander. Den Begriff „Fantasie“ benutzt er mehr im Sinne von „Improvisation“ („quasi improvisando“), und liefert hier das Paradox einer völlig auskomponierten Improvisation. Die formalen Freiheiten, die er sich dabei nimmt, waren zu seiner Zeit radikal neu und finden sich zum Teil erst in der avantgardistischen Musik unserer Tage wieder. Beispielsweise werden in weiten Teilen der Kadenzen die Taktstriche einfach weggelassen, wodurch das feste Metrum, das zu den Grundbausteinen der europäischen Musik gehört, völlig verschwindet. CPE Bachs empfindsamer Stil öffnete das Tor zu einer neuen Epoche, der Klassik - man denke besonders an Beethovens Klaviermusik.
Franck-Thomas Link
Im Jahre 1816 stand Franz Schubert in der Mitte seines kurzen Lebens, als die a-moll-Sonate D 385 entstand. Schubert war 19, seine 4. Symphonie war in der Pipeline, und er war sich seiner Sache sicher. Im 1. Satz Allegro moderato arbeitet Schubert, ganz wie Beethoven, mit zwei extrem verschiedenen Themen. Das erste Thema in a-moll verkündet eine Verzweiflung, der wir spätestens in der mehr als zehn Jahre später komponierten Winterreise begegnen werden. Das Gegenthema in der parallelen Dur Tonart C-Dur fängt das Pochen des ersten Themas mit einer Melodie auf, die man einem Kind zur Beruhigung vorsingen könnte. Im 2. Satz ist Schubert ganz in seiner eigenen musikalischen Welt. Sicherlich haben spätere Kollegen Schuberts, etwa Mendelssohn, bei diesem Satz genau hingehört. Im 3. Satz Menuetto und Trio hören wir wieder einen Klang nach Art eines jugendlichen Beethoven. Im 4. Satz Allegro entscheidet sich Schubert für eine Mischform zwischen Rondo und Mosaikform, was Bände über die Stellung dieser Sonate in der Entwicklung von der Klassik zur Romantik spricht.
Franck-Thomas Link
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