Remigriert euch ins Knie! 💩

Hamburger Kammerkunstverein

Veranstaltungen mit Herz und Hirn.

Altissimo

Klassik im Tunnel - Matineekonzert in der Gallery Mytoro

Jale Papila und Franck-Thomas Link

„Mein Lied ertönt“ - Die Altistin Jale Papila und der Pianist Franck-Thomas Link führen durch eine musikalische Reise um Liebe, Sehnsucht und Freiheit: Johannes Brahms, Zigeunerlieder op. 103, Pauline Viardot, Lieder aus Spanien, Frankreich, Italien und Deutschland, Manuel de Falla, Auswahl aus Canciones Populares Españoles, Antonín Dvořák, Zigeunermelodien op. 55, Johannes Brahms, Auswahl aus den Volksliedern



Der Eintritt ist frei, für das leibliche Wohl wird gesorgt. Die Anzahl der Plätze ist begrenzt, wir bitten um telefonische Reservierung bei der Gallery Mytoro unter 040 / 55431313 oder per Email unter gallerist@mytoro.de.


Gallery Mytoro, Lüneburger Straße 1a, 21073 Hamburg, Gloriatunnel, Bhf. Harburg, Ausg. Moorstraße, beim Cinemaxx


Programm als PDF


Altissimo

Johannes Brahms (1833 - 1897), Zigeunerlieder op. 103

He, Zigeuner, greife in die Saiten ein
Hochgetürmte Rimaflut
Wisst Ihr, wann mein Kindchen am allerschönsten ist?
Lieber Gott, Du weißt, wie oft bereut ich hab'
Brauner Bursche führt zum Tanze
Röslein dreie in der Reihe blüh'n so rot
Kommt dir manchmal in den Sinn
Rote Abendwolken zieh'n am Firmament


Pauline Viardot-Garcia (1821 - 1910): 4 Lieder

Moriró (Toskanische Volksdichtung)
Hai Luli! (de Maistre)
Cancion de la Infanta (Dichter unbekannt)
Les Filles des Cadix (de Musset)

- Pause -

Antonín Dvořák (1841 - 1904): Zigeunermelodien op. 55

Mein Lied ertönt
Ei, wie mein Triangel
Rings ist der Wald so stumm und still
Als die alte Mutter mich noch lehrte singen
Reingestimmt die Saiten
In dem weiten, breiten, luft'gen Leinenkleide
Horstet hoch der Habicht auf den Felsenhöh'n

Johannes Brahms (1833 - 1897), aus: Deutsche Volkslieder WoO 33

Die Sonne scheint nicht mehr
Feinsliebchen
Es steht ein Lind
Da unten im Thale
Dort in den Weiden steht ein Haus
Es wohnet ein Fiedler
Och Moder, ich well en Ding han
Mein Mädel hat einen Rosenmund
In stiller Nacht


Die „Zigeunerlieder“ für vier Singstimmen und Klavier von Johannes Brahms gehörten Ende des letzten Jahrhunderts in Deutschland, Österreich und England zu den beliebtesten Werken im Bereich der Hausmusik. Im Brahmsschen Gesamtwerk stehen sie in unmittelbarem Zusammenhang mit den „Liebeslieder-Walzern“, den „Neuen Liebeslieder-Walzern“ und den „Ungarischen Tänzen“. Wohl aus Liebe zur Wärme der tiefen Altstimme hat Brahms diese Lieder auch als Liederzyklus bearbeitet.

Die 4 Lieder von Pauline Viardot-García sind wahre Kabinettstückchen, in denen sich mit wenigen Pinselstrichen das Lokalkolorit von gleich drei Nationen enthüllt: Italien, Spanien, und Frankreich. Im ersten Lied will eine äußerst temperamentvolle Italienerin vor Liebeskummer sterben, im zweiten stellt sich ein französisches Landmädchen vor, wie es wäre, von ihrem Geliebten verlassen zu werden. Das dritte Lied handelt vom Tod des portugiesischen Thronfolgers, der vom Pferd fällt und stirbt, und damit nicht nur die spanische Prinzessin Isabell zur Witwe macht, sondern auch die Hoffnung auf Vereinigung der Königreiche Spanien und Portugal zerstört, und im vierten geht es schließlich um die kokette Fröhlichkeit der Mädchen im spanischen Cadix. Alle 4 Lieder sind voll großer Emotion, und man sieht die berühmte Sängerin Viardot beinahe vor sich, wie sie während einer Soirée mit einem halb angedeuteten ironischen Lächeln ihre Verehrer zur Weißglut treibt.

Dass es sich bei Dvořáks „Zigeunermelodien“ um tschechische Volksklänge handelt, wird dem aufmerksamen Zuhörer nicht entgehen - stellen die tschechisch folkloristischen Elemente die ungarisch-zigeunerische Melodik doch unweigerlich in den Schatten. Antonín Dvořák komponierte diesen Liederzyklus im Jahr 1880 nach deutschen Texten von Adolf Heyduk, für den Wiener Sänger Gustav Walter. Einen Höhepunkt bildet das vierte Lied, dessen kantables Thema als Inbegriff tschechischer Melodik weltweite Anerkennung erlangt hat. In seinem Liedschaffen gelingt Dvořák die wunderbare Synthese von heimischer Volksmusik mit der Klangsprache der Romantik. Der Komponist zählt damit, neben seinem musikalischen Landsmann Bedrich Smetana, zu den Gründern der tschechischen Nationalmusik. Hier tritt ein patriotischer, selbstbewusster Komponist an, der von Heimat, geglückter Liebe und unendlicher Freiheit berichtet. Hier schöpft einer aus dem Vollen, volkstümliche Elemente und Fabeln werden stolz entfaltet. Dem Zuhörer bleibt nichts anderes, als sich in diese Welt hineinziehen zu lassen und vor so viel glücklichem Vertrauen in das eigene Vaterland staunend den Hut zu ziehen.

Das Lied drohte nach dem Tod Schumanns im Jahr 1856 zu einer Domäne biedermeierlicher Kleinmeister zu verkommen. „Das Lied segelt jetzt so falschen Kurs, daß man sich sein Ideal nicht fest genug einprägen kann. Und das ist bei mir das Volklied“, bekannte Johannes Brahms 1860 in einem Brief an Clara Schumann. Eine höhere Natürlichkeit und zweite Naivität wären es folglich, die Brahms im Lied anstrebte. Formal orientiert sich der Großteil seiner rund 200 Sololieder am traditionellen Gestaltungsrahmen: sei es die (variierte) Strophigkeit oder das dreiteilige Liedschema A-B-A. Dennoch sollte man nicht den Fehler begehen, Brahms der Rückschrittlichkeit zu bezichtigen, als sei der Komponist in „alte Bahnen“ geraten. Die Musik ist in seinen Liedern keineswegs gehorsame Dienerin der Poesie; ganz im Gegenteil setzt er weniger das einzelne Wort als den Gehalt der Lyrik in Klänge. So ist der Klavierpart der Brahms-Lieder auch nicht darauf beschränkt, der Gesangsstimme zu „assistieren“, wie es etwa Goethes musikalischer Berater Carl Friedrich Zelter und die Norddeutsche Liederschule gefordert hatten. Die Liedpianisten haben bei Brahms alle Hände voll zu tun, der Klaviersatz zieht alle dynamischen Register und entfaltet mitunter orchestrale Wucht.