Remigriert euch ins Knie! 💩

Hamburger Kammerkunstverein

Veranstaltungen mit Herz und Hirn.

301. Lunchkonzert in der Handelskammer Hamburg

Sonaten von Felix Mendelssohn Bartholdy und Claude Debussy

Juditha Haeberlin

Der Eintritt ist frei.


Börsensaal der Handelskammer Hamburg, Adolphsplatz 1, U Bahn Rathaus


Tagesprogramm als PDF


Felix Mendelssohn Bartholdy,
Sonate für Violine und Klavier op. 4 f-moll

Adagio - Allegro moderato
Poco adagio
Allegro agitato

Claude Debussy,
Sonate für Violine und Klavier

Allegro vivo
Intermède, fantasque et léger
Finale, très animé


Reclams Kammermusiklexikon schreibt über Felix Mendelssohn Bartholdys Sonate für Violine und Klavier op. 4, dass es sich bei ihr um ein Werk handle, dem man im Konzertsaal kaum begegne.

Dabei ist die Sonate eines der leuchtenden Beispiele für die jugendliche Genialität Mendelssohns. Sie entstand in seinem 16. Lebensjahr und zeigt zwei wesentliche Aspekte in Mendelssohns Schaffen: Zum einen seine Verbundenheit mit der großen Musik seiner Vorgänger zu hören, zum anderen weist die Sonate stilistisch weit in die Zukunft. So mutet der erste Satz an, als wären Mendelssohn die Themen eingefallen, während er gerade eine Haydn-Sonate übte. Die Idee jedoch, den Satz mit einem fantastischen Solo-Rezitativ der Geige beginnen zu lassen, wurde erst sehr viel später wieder aufgenommen, so z. B. in Smetanas Klaviertrio oder im langsamen Satz der Violinsonate von César Franck.

Oft wird Mendelssohns Violinsonate op. 4 als Jugendwerk abgetan. „Zu Unrecht!“, möchte man rufen, viel zu selten wird sie gespielt!

Franck-Thomas Link


Die Sonate für Violine und Klavier von Claude Debussy entstand 1916/17 - mitten im Ersten Weltkrieg und etwa ein Jahr vor Debussys Tod. Der Krieg und die Verschlechterung seiner todbringenden Krankheit hatten Debussy zunächst in eine Schaffenskrise geführt. Während eines Erholungsurlaubs bei Freunden in Pourville in der Normandie fasste er den Plan sechs Sonaten in verschiedenen Besetzungen zu schreiben. „Ich habe die Fähigkeit wieder erlangt, musikalisch zu denken, was mir ein ganzes Jahr nicht gelungen war... nun aber habe ich geschrieben wie ein Besessener, oder wie einer, der am nächsten Tag sterben muss ...“

Die Besonderheit dieses Projekts, das den Komponisten wieder zu seinem Medium zurückfinden ließ, besteht darin, dass er sich hier auf alte französische Kompositionsformen des Barock bezieht. Beispielsweise arbeitet Debussy in seinen Sonatensätzen mit monothematischen Formen, ähnlich wie man sie von Couperin oder Rameau kannte. Neben Ravel gilt Debussy als Vollender des musikalischen Impressionismus. Oft wird er im selben Atemzug mit den Malern Monet oder Renoir erwähnt. Er gilt aber auch als einer der wichtigsten Vertreter der französischen Musik im Sinne von nationaler Musik.

Nur zu leicht wird übersehen, dass Debussy ein Zeitgenosse von „National-Komponisten“ wie Dimitri Schostakowitsch in Russland, Edvard Elgar in England oder Manuel de Falla in Spanien war. Vor dem Hintergrund des Ersten Weltkrieges und in einer noch keineswegs globalisierten Welt ist das ein wichtiges Faktum. Ein wesentlicher Aspekt dieses Themas ist Debussys tiefgehende Auseinandersetzung mit der Musik Richard Wagners, die zwar früher entstanden war, aber in Deutschland während des Ersten Weltkrieges eine große Rolle spielte. Das eigentümlich Französische unterstreicht Debussy noch einmal deutlich durch seine Rückbesinnung auf die alten französischen Meister. Leider konnte Debussy von den sechs geplanten Sonaten nur drei fertigstellen, nämlich die Sonate für Harfe, Flöte und Viola, die Sonate für Cello und Klavier und schließlich die Sonate für Violine und Klavier. Sie ist das letzte Werk, das er vollendete.

Franck-Thomas Link


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