Gustav Mahler - ein musikalisch-literarisches Portrait
Ein Abend des Hamburger Kammerkunstvereins im Rahmen des Festivals „Wandsbek macht Musik 2011“
Lieder von Gustav Mahler, Johannes Brahms, Alban Berg, Hugo Wolf und Richard Strauss
Texte von Bruno Walter und Fjodor Dostojewski
Gustav Mahler ist eine der bedeutendsten Musikerpersönlichkeiten, die das Hamburger Musikleben geprägt haben. 1891 hatte er die musikalische Leitung der Hamburgischen Staatsoper übernommen. „Der hiesige Dirigent“, so Peter Tschaikowski, der 1892 in die Hansestadt kam, „ist übrigens kein Durchschnitt, sondern ein Mann von Genie“. Mit ungeheurer Disziplin und neuem Repertoire machte Mahler Hamburg in seiner sechsjährigen Wirkungszeit zu einem musikalischen Zentrum von Rang.
Anlässlich seines 100. Todestages erinnert der Hamburger Kammerkunstverein an den genialen Musiker. Im ersten Teil des Abends kommt der Dirigent Bruno Walter zu Wort, dessen Erinnerungen einen tiefen Einblick in die Psyche Mahlers bieten. Im zweiten Teil liest der Schauspieler Ulrich Bildstein eine gekürzte Fassung der Großinquisitor-Novelle aus dem Roman „Die Brüder Karamasow“ von Fjodor Dostojewski, und die Altistin Jale Papila singt zum Abschluss Mahlers berückend schöne Rückert-Lieder.
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Jale Papila, Alt
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Ulrich Bildstein, Schauspieler
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Franck-Thomas Link, Klavier
Torhaus Wellingsbüttel, Wellingsbüttler Weg 75 b, 22391 Hamburg
Gustav Mahler
Musikalisch-literarisches Portrait
Sensationsgeladen könnte er sein, ein Abend über Gustav Mahler. Man könnte ihn beginnen mit dem Liebesbrief, den Walter Gropius 1910 fälschlicherweise an Mahler adressierte, der aber für Mahlers Frau Alma bestimmt war. Dieser Brief enthüllte Gustav die leidenschaftliche Affäre, die Gropius mit Alma verband. Mahler war derart erschüttert, dass er keine Note mehr zu Papier brachte und Sigmund Freud aufsuchte, weil ihn die Eifersucht zerfraß. Wir könnten Ihnen frivole Einblicke in das Liebesleben Almas geben, in witzigen Anekdoten Gustavs Leben Revue passieren lassen. Wir wären alle amüsiert - und hätten das Thema verfehlt.
Denn viel spannender, als die äußeren Lebensumstände Gustav Mahlers auszubreiten, schien uns der Versuch, zu verstehen, welche Kräfte den Künstler Mahler antrieben und woher seine ungeheuren Produktivkräfte stammten. Natürlich ist dies ein spekulatives und anspruchsvolles Vorgehen, aber wir haben einen wunderbaren Zeugen: Bruno Walter.
Bruno Walter (1876 - 1962) zählt nicht nur zu den bedeutendsten Dirigenten des 20. Jahrhunderts, er ist auch einer der intimsten Kenner des mahlerschen Euvres. In seinen Erinnerungen an Mahler beschwört er ein lebendiges Portrait des großen Musikers herauf und nähert sich mit großem Respekt und überragender Sachkenntnis dem Musiker Mahler. Er zeichnet ein Bild Mahlers, das bestimmt nicht alle Facetten des Menschen Mahlers erfasst, aber immer von der Frage geleitet ist herauszufinden, was Mahler wollte.
Programmfolge
Texte aus: Bruno Walter,
Gustav Mahler. Ein Portrait.
Wien 1936
Gustav Mahler, Rheinlegendchen
(aus: Des Knaben Wunderhorn)
Erste Begegnung
Gustav Mahler,
Ich ging mit Lust durch einen grünen Wald
Lob des hohen Verstands (aus: des Knaben Wunderhorn)
Sommer
Johannes Brahms,
An eine Äolsharfe op. 19 Nr. 5
Mainacht op. 43 Nr. 2
Meine Liebe ist grün op. 63 Nr. 5
Wien
Alban Berg,
Schlafen, Schlafen op. 2 Nr. 1
Warm die Lüfte, es sprießt das Grass auf sonnigen Wiesen op. 2 Nr. 4
Weltleid
Hugo Wolf,
Nur, wer die Sehnsucht kennt
Kennst Du das Land (aus: Lieder der Mignon)
Der Dirigent
Richard Strauss,
Heimliche Aufforderung op. 17 Nr. 3
Morgen op. 21 Nr. 4
Cäcilie op. 27. Nr. 2
Pause
Fjodor Dostojewski, Die Brüder Karamasow
Roman. Zweiter Teil, Fünftes Buch, Fünftes Kapitel
Der Großinquisitor
(geschrieben 1878 - 1880, stark gekürzte Fassung in der Übersetzung von Swetlana Geier, 2003)
Fünf Lieder für Singstimme und Klavier oder Orchester
von Gustav Mahler auf Texte von Friedrich Rückert
Blicke mir nicht in die Lieder! (14. Juni 1901)
Ich atmet’ einen linden Duft (Juli 1901)
Um Mitternacht (Sommer 1901)
Liebst du um Schönheit (August 1902)
Ich bin der Welt abhanden gekommen (16. August 1901)
Ulrich Bildstein
kammerkunst.de/807/