Musikfestival »Wandsbek macht Musik«: Die Brahms-Solisten Hamburg spielen Beethoven und Brahms
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Franck-Thomas Link, Klavier
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Juditha Haeberlin, Violine
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Tim Erik Winzer, Viola
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Saerom Park, Violoncello
Christuskirche Wandsbek, U Wandsbek Markt
Ludwig van Beethoven,
7 Variationen für Violoncello und Klavier über: Bei Männern, welche Liebe fühlen, 1801
Graf Johann Georg von Browne gewidmet
Ludwig van Beethoven,
Duett mit zwei obligaten Augengläsern für Viola und Violoncello WoO 32, 1796
ohne Satzbezeichnung
Minuetto
Ludwig van Beethoven,
Sonate für Violine und Klavier a-moll op. 23, 1801
Presto
Andante scherzoso piu allegretto
Allegro molto
Johannes Brahms,
Klavierquartett g-moll op. 25, 1861
Allegro
Intermezzo: Allegro ma non troppo
Andante con moto
Rondo alla zingarese
Die Variationen für Violoncello und Klavier über Pamina und Papagenos Duett „Bei Männern, welche Liebe fühlen“ aus Mozarts „Zauberflöte“ stammen aus Beethovens mittlerer Periode. Er hat noch ein zweites Variationswerk über ein Thema aus der „Zauberflöte“ geschrieben, nämlich über Papagenos „Ein Mädchen oder Weibchen“. Es war durchaus üblich, berühmte Opernthemen kammermusikalisch zu bearbeiten, um diese Musik auch der Hausmusik zugänglich zu machen. Der große Reiz dieser Werke besteht im Kontrast zwischen populären, volksliedhaften Themen und dem kompositorischen Anspruch in der Behandlung der Variationsform, der von den Interpreten höchste technische Brillianz fordert.
Franck-Thomas Link
Liest man „Duett mit zwei obligaten Augengläsern“ könnte man vermuten, dass es sich hier um ein humoristisches Stück handelt. Der Titel dieses selten gespielten Werkes ist aber eine Widmung an die ersten Interpreten des Stückes, die beide eine Brille trugen. Das zweisätzige Werk wurde nach Beethovens Tod in Skizzenbüchern gefunden und unlesbare Stellen wurden ergänzt. Der erste Satz ist ein ausgedehnter Sonatensatz, der zweite Satz ist ein schnelles Menuett mit Trio. Im selben Skizzenbuch fand man auch Fragmente eines langsamen Satzes, der sich aber nicht wiederherstellen ließ. Es ist anzunehmen, dass Beethoven ursprünglich vorhatte, eine Sonate oder ein anderes zyklisches Werk zu schreiben. Der ungewöhnlichen Besetzung, einem Duett der tiefen Streicher, gewinnt Beethoven ungewohnte Klangfarben und einen hohen virtuosen Reiz ab. Der Grund, warum dieses herrliche Werk so selten gespielt wird, liegt vielleicht in der Diskrepanz zwischen dem lustigen Titel und der Ernsthaftigkeit, mit der das Werk angelegt ist.
Franck-Thomas Link
Dass man Ludwig van Beethovens Sonate für Klavier und Violine a-moll op. 23 „nicht oft hört“, wusste Ferdinand Ries, ein Klavierschüler des Komponisten, schon 1803 zu berichten. Beethoven hatte das Werk im Oktober 1801 zusammen mit einer anderen Sonate in F-Dur unter der gemeinsamen Opuszahl 23 veröffentlicht. Erst als ein Jahr später beide Sonaten in Einzelausgaben erschienen, wurde jene in F-Dur als Beethovens Opus 24 gezählt. Unter dem nicht auf Beethoven zurückgehenden Beinamen „Frühlingssonate“ eroberte sie sich schon bald die Herzen von Geigern und Publikum und gehört bis heute zu den meist gespielten Violinsonaten Beethovens. Die a-moll-Sonate zog hingegen den Kürzeren: Sie steht nach wie vor im Schatten ihres Schwesterwerkes und wird weitaus seltener aufgeführt, durchaus zu Unrecht. Denn zweifellos stellt sie ein gleichberechtigtes Gegenstück zur F-Dur-Sonate dar und legt Zeugnis von Beethovens vielschichtiger Auseinandersetzung mit der Gattung der Violinsonate ab.
Thomas Mehlbeer
Die Gattung Klavierquartett (Klavier, Violine, Viola, Violoncello) hat eine langsame Entwicklung über Jahrhunderte durchgemacht. Die ersten Werke in dieser Besetzung stammen von Mozart, danach hat erst Robert Schumann sich wieder damit beschäftigt. Johannes Brahms hat mit drei demonstrativ großen Monumenten dafür gesorgt, dass diese Besetzung auch noch heute in der Kammermusik eine sehr wichtige Rolle spielt. So schloss z.B. der für das 20. Jahrhundert äußerst wichtige amerikanische Komponist Morton Feldman sein Lebenswerk mit einem solchen Quartett ab. Das g-moll Quartett gilt auf den Konzertpodien der ganzen Welt als eines der beliebtesten Werke seiner Gattung, nicht zuletzt weil sich der Ernst und die Tiefe der ersten drei Sätze im „Rondo alla zingarese“ aufhellen. Dieses Finale ist ein zigeunermusikalisches Feuerwerk, mit allen Stilmitteln, die die Zigeunermusik zu bieten hat: ein großes Cymbal-Solo (in Vertretung vom Klavier zelebriert), melancholische Melodien, und vor allem das immer wiederkehrende, tanzende Ritornell. Der Satz scheint ein ganzes Zigeunerfest zu verkörpern. Brahms' Affinität zur Zigeunermusik (man denke in diesem Zusammenhang auch an seine beiden Zyklen von Zigeunerliedern op. 103 und op. 112) geht einerseits auf seine tiefe Liebe zur Volksmusik zurück, andererseits war die Zigeunermusik in Wien in Mode. Es war populär, in „exotischem“ Stil zu komponieren. In vergleichbarem Zusammenhang entstanden auch Brahms' Ungarische Tänze. Das g-moll Quartett ist so reich in seiner Architektur und in seinen musikalischen Nuancen, dass Arnold Schönberg dieses Werk für Orchester bearbeitet hat, um, wie er sagte, „endlich einmal alles zu hören, was in der Partitur steht“.
Franck-Thomas Link
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