253. Lunchkonzert in der Handelskammer Hamburg
Klaviermusik von CPE Bach und W.A. Mozart
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Franck-Thomas Link, Klavier
Handelskammer Hamburg, Adolphsplatz 1, U Bahn Rathaus
Carl Philipp Emanuel Bach,
Freye Fantasie fürs Clavier fis-moll H 300 (Wq 67), 1787
Sehr traurig und ganz langsam (Adagio)
Allegretto
Largo
Wolfgang Amadeus Mozart,
Sonate F-Dur KV 332 (300k)
Allegro
Adagio
Allegro assai
Carl Philipp Emanuel Bach wird von den Berlinern als der „Berliner Bach“, von den Hanseaten als der „Hamburger Bach“ bezeichnet. Dieser Streit muss wohl unentschieden bleiben, denn in beiden Städten hat der Sohn des großen Johann Sebastian etwa gleich lange gelebt. CPE Bachs Klavierfantasien sind von beispielloser Spontaneität und ziehen Spieler und Zuhörer mit magischer Kraft in die Geistes- und Seelenwelt des Komponisten hinein. Sie sind voll von wechselnden musikalischen Augenblicksbildern, Stimmungsgegensätzen und dramatischen Kontrasten. In seiner Fantasie fis-moll, die ein Jahr vor seinem Tode entstand, stellt Bach zunächst die drei musikalischen Hauptelemente (Adagio, Largo sowie kadenzartige Läufe und Arpeggien) vor und verwebt sie in freier Form miteinander. Den Begriff „Fantasie“ benutzt er mehr im Sinne von „Improvisation“ („quasi improvisando“), und liefert hier das Paradox einer völlig auskomponierten Improvisation. Die formalen Freiheiten, die er sich dabei nimmt, waren zu seiner Zeit radikal neu und finden sich zum Teil erst in der avantgardistischen Musik unserer Tage wieder. Beispielsweise werden in weiten Teilen der Kadenzen die Taktstriche einfach weggelassen, wodurch das feste Metrum, das zu den Grundbausteinen der europäischen Musik gehört, völlig verschwindet. CPE Bachs empfindsamer Stil öffnete das Tor zu einer neuen Epoche, der Klassik - man denke besonders an Beethovens Klaviermusik.
Franck-Thomas Link
Wie die A-Dur Sonate mit dem türkischen Marsch stammt auch die F-Dur-Sonate aus dem Jahr 1783 und wurde wahrscheinlich in Wien oder Salzburg komponiert. Die Premiere der Oper „Die Entführung aus dem Serail“ war vom Wiener Publikum mit Begeisterung aufgenommen worden und hatte Mozart zum Star in der kulturellen Weltmetropole gemacht. So erklärt sich, dass Mozart neben seiner Arbeit an Oper, Symphonie und Kammermusik sehr viele hochvirtuose Werke für Soloklavier schrieb, die er selbst an den Höfen und in Konzerthäusern spielte. Durch den Erfolg seiner Musik und die Liebe zu Constanze fühlte sich Mozart ausgeglichen und auf seinem künstlerischen Höhepunkt. Die F-Dur Sonate ist ganz besonders deutlich von dieser Ausgeglichenheit in Form und Inhalt gekennzeichnet. Während der erste Satz sich fast schon symphonisch gestaltet und gelegentlich mehr an ein Orchester denken lässt, ist der letzte Satz ein brillantes Klavierstück, das virtuose Anforderungen an den Spieler stellt, die es zu Mozarts Zeit nur selten gab. Hört man diese Sonate auf einem historischen Instrument, bekommt man einen Eindruck davon, wie sehr Mozart an die technischen Grenzen der Instrumente seiner Zeit ging. Der erste und der dritte Satz sind Sonatenhauptsätze in klassischer Form, mit jeweils zwei stark kontrastierten Themengruppen, die in einer wiederholten Exposition vorgestellt und danach miteinander verflochten, also durchgeführt werden. Der zweite Satz Adagio steht zwischen den beiden großen Ecksätzen wie ein Lied ohne Worte. Im Autograph war er nur 20 Takte lang und sollte wiederholt werden. Zu Mozarts Zeit waren Musiker gewohnt zu improvisieren, die Verzierungstraditionen des Barock waren den Spielern so geläufig. Es verstand sich von selbst, bei der Wiederholung eines langsamen Satzes Verzierungen, zwar im Stile, aber nach eigenem Gusto zu spielen. Erst bei Drucklegung legte Mozart fest, wie die Wiederholung genau zu verzieren sei.
Franck-Thomas Link
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