Remigriert euch ins Knie! 💩

Hamburger Kammerkunstverein

Veranstaltungen mit Herz und Hirn.

252. Lunchkonzert in der Handelskammer Hamburg

Sonntagsmatinée


Handelskammer Hamburg, Adolphsplatz 1, U Bahn Rathaus


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Ludwig van Beethoven,
Sonate op. 2 Nr. 3 C-Dur

Allegro con brio
Adagio
Scherzo Allegro
Allegro assai


In Programmheften liest man meist etwas über die Besonderheiten eines Werkes, vor allem über Untypisches im Vergleich zu anderen, "typischeren" Werken des Komponisten. Hat man es jedoch tatsächlich einmal mit einem typischen Meisterwerk zu tun, bemerkt man darin so viele wunderbare Details, die einem vom ganz und gar Untypischen des Werks überzeugen, dass man schließlich zur Einsicht gelangt, dass es ein typisches Werk vielleicht gar nicht wirklich geben kann.

So verhält es sich aus meiner Sicht mit der C-Dur Sonate op. 2 Nr. 3 von Ludwig van Beethoven. Man kann über die 1795 komponierte Sonate natürlich sagen, dass sie ein typisches Werk für Beethovens frühen Klavierstil ist. Ähnlich wie die beiden Schwestersonaten op. 2 Nr. 1 und Nr. 2 ist sie ein brillantes Konzertstück, das zum einen - insbesondere im ausgedehnten langsamen Satz - weit in Beethovens Schaffen vorausblicken lässt, zum andern aber auch jugendliche Spielfreude verrät. Der erste Satz "Allegro con brio" erinnert an einen Satz aus einem Solokonzert. Nicht nur wegen der großen Kadenz kurz vor Schluss, sondern auch auf Grund der ausgezeichneten Abwechslung zwischen orchestralen Forteflächen und spielerisch-rezitierenden Momenten. Dem übermütigen "Scherzo" folgt das Finale "Allegro assai". Ähnlich wie im ersten Satz schafft Beethoven in seinem Schlussrondo ein großes, fast symphonisches Gefüge, das an den Finalsatz eines Solokonzerts denken lässt.

Die heute gespielte Sonate ist also einerseits ein typisches Beispiel für Beethovens frühe Sonaten, weil sie virtuos ist und Beethoven hier mehr als Klavierspieler denn als Philosoph komponierte. Sie ist andererseits aber auch ein untypisches Beispiel für Beethovens frühe Sonaten, weil sie bereits sehr vollendet wirkt und voller wunderbarer Überraschungen steckt - was keinesfalls einfach nur "typisch" sein kann.

Franck-Thomas Link


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