Feierabendkonzert
Sonaten von Saint-Saens, Dutilleux und Poulenc
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Simon Strasser, Oboe
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Franck-Thomas Link, Klavier
Bankhaus M. M. Warburg
Camille Saint-Saëns,
Sonate für Oboe und Klavier op. 166 (1921)
Andantino
Allegretto
Molto allegretto
Henri Dutilleux,
Sonate für Oboe und Klavier
Aria - Grave
Scherzo - Vif
Final - Assez allant
Francis Poulenc,
Sonate für Oboe und Klavier (1962)
Élégie (Paisiblement)
Scherzo (Très animé)
Déploration (Très calme)
Die Sonate für Oboe und Klavier op. 166 von Camille Saint-Saens entstand als eines seiner letzten Werke im Jahr 1921. Dass dieses Spätwerk von den Entwicklungen des 20. Jahrhunderts unberührt geblieben war, verwundert nicht, wenn man weiß, dass der alternde Saint-Saëns moderne Strömungen und Komponisten wie Debussy oder Strawinsky entschieden ablehnte. Die Sonate atmet ganz den Geist der französischen Spätromantik. Weitgespannte Melodienbögen bestimmen den ersten Satz, ihm folgt eine Pastorale, die von einem solistischen Vor- und Nachspiel der Oboe, das den Gesang einer Nymphe darstellt, umrahmt wird. Ein schneller Satz, in den man das Meckern der Ziegen zu hören glaubt, vervollständigt die idyllische Szenerie und beschließt ein Werk, das durch Poesie, Heiterkeit und Klarheit bezaubert.
Die Sonate für Oboe und Klavier entstand 1947. Henri Dutilleux hatte im Zweiten Weltkrieg gedient. Insbesondere in den ersten beiden Sätzen der Sonate kann man die Düsternis und Ausweglosigkeit, der Dutilleux in diesen Jahren begegnet war, innerlich nachvollziehen. Nach diesen schier gnadenlos anmutenden Sätzen folgt ein Finale, das der Sonate ein wenig Licht und Hoffnung einhaucht. Das Finale wirkt wie der Versuch, in tiefster Verzweiflung Trost in einer einfachen Volksmelodie zu finden.
Dutilleux sagte 1986 in einem Interview mit der New York Times: „Ich habe großes Verständnis dafür, dass die jungen Komponisten mehr Härte und Konflikte in der Kunst suchen. Aber dann gingen die Dinge oft zuweit. Ich kann ästhetischen Terrorismus nicht ertragen.“ Für mich zeichnet sich Henri Dutilleuxs Musik dadurch aus, dass sie trotz ihrer monumentalen Kraft von großer Poesie und Schönheit erfüllt ist.
Franck-Thomas Link
Francis Poulencs Oboensonate, komponiert 1962, ist dem Gedenken Sergei Prokofiews gewidmet. Die eröffnende „Élégie“ beginnt mit einem hohen D der Oboe als erstem Ton einer einleitenden Vierton-Phrase, gefolgt durch eine durchgehende Basslinie unter pulsierenden Akkorden, mit denen das Klavier die Klagelinie der Oboe unterstützt. Dann bringt das Klavier ein lyrisches Nebenthema herein, das die Oboe übernimmt. Ein drittes Thema, das ein doppelt punktiertes Motiv vorstellt, bildet den Höhepunkt des Satzes, bevor eine friedliche Wiederholung des vorangegangenen musikalischen Materials den Satz beschließt. Das „Scherzo“ im Zentrum ist ein belebter Satz im 6/8 Takt, in welchem punktierte Rhythmen weicheren Motiven gegenüberstehen. Ein Mittelteil, der etwas langsamer und lyrischer gehalten ist, erhebt sich zum Höhepunkt im Klavier, um stufenweise wieder abzusteigen zu einem dominantischen Schluss, bevor das toccataartige Scherzo zu einem schroffen Ende findet. Die abschließende „Déploration“ bewegt sich über einem choralartigen Thema, das durch das Klavier vorgestellt wird. Ein „Vers“ folgt, bevor die Oboe endlich die Klage vollständig über einem pulsierenden Viertel-Rhythmus im Klavier aussingt. Der Satz endet in großer Offenheit und Ruhe.
kammerkunst.de/579/