202. Lunchkonzert in der Handelskammer Hamburg
Wunschkonzert mit Werken von Bach und Gershwin
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Franck-Thomas Link, Klavier
Handelskammer Hamburg, Adolphsplatz 1, U Bahn Rathaus
Johann Sebastian Bach,
Italienisches Konzert BWV 971
ohne Satzbezeichnung
Andante
Presto
George Gershwin,
Rhapsodie in Blue
Solofassung für Klavier (1924)
J. S. Bachs "Italienisches Konzert" ist ursprünglich für ein "Clavicymbel mit zweyen Manualen" geschrieben. Formal steht es im Stil des damals sehr populären "Concerto Italiano", die schnellen Ecksätze enthalten Forteund Pianopassagen, die als Orchestertutti bzw. als Solo zu verstehen sind. Der zweite, langsame Satz ist thematisch an ein Oboenkonzert des italienischen Komponisten Benedetto Marcello angelehnt. Langsame Sätze wurden im Barock oft improvisierend ausgeziert und für die Art des Verzierens, die so genannten "Manieren", gab es große regionale Unterschiede. Insbesondere hoben sich in diesem Zusammenhang die Länder Frankreich, England, Italien und Deutschland voneinander ab. Im zweiten Satz des Italienischen Konzertes überlässt Bach dem Spieler nicht selbst, wie er das Stück ausziert, sondern schreibt alle Verzierungen - eben im italienischen Stil - aus. Das Konzert ist, wie die Partiten, Teil der "Clavierübungen", die uns Bach hinterlassen hat. Die "Übungen" verstehen sich hier nicht als Schulstücke, sie sollten vielmehr "den Geist ergötzen, wie es dem Wesen der musikalischen Galanterien entspricht" (J. S. Bach). Man bedenke dabei, dass ein großer Teil des Werkes von Bach religiösen, wenig "galanten" Hintergrund hat. Auch sollen die Klavierübungen die Spieler, das waren großen Teils Bachs Söhne, die er selbst ausbildete, dazu führen "vor allem eine kantable [sangliche] Art im Spiel" zu erlangen.
Franck-Thomas Link
Manchmal führt erst eine List zum gewünschten Erfolg. Paul Whiteman und sein Orchester zählten zu den Mitwirkenden der erfolgreichen Uraufführung von George Gershwins Opernerstling "Blue Monday" am 28. August 1922 im New Yorker Globe Theatre.
Whiteman gefiel nicht nur das Stück, er war auch vom damals 24jährigen Komponisten begeistert. Vor allem von seiner Idee, folkloristische Musik mit Jazz zu verknüpfen und damit auch gleich den Bereich der sogenannten Ernsten Musik zu bereichern. Was lag daher näher, daß Whiteman Gershwin ersuchte, für ihn ein großangelegtes konzertantes Werk "in a jazz idiom" zu komponieren.
Gershwin sah sich dazu vorerst außerstande. Er hatte Musical-Aufträge für den Broadway und London zu erfüllen, fühlte sich Whitemans Anspruch noch nicht genügend gewachsen. Whiteman blieb damit nicht anderes übrig, als zu einer List zu greifen. Anfang Jänner 1924 ließ er in der angesehenen "Herald Tribune" publizieren, daß Gershwin an einem größeren symphonischen Werk arbeite. Whiteman und sein Orchester würden es schon am 12. Februar in der New Yorker Aeolian Hall uraufführen. Gershwin, zuerst über diese Mitteilung einigermaßen verstimmt, nahm schließlich die Herausforderung an und schuf in der ihm verbleibenden kurzen Zeit seine "Rhapsody in Blue".
Die Neugier für die Uraufführung blieb nicht aus. Selbst Strawinsky und Rachmaninow, der Pultvirtuose Leopold Stokowski, die Geiger Fritz Kreisler, Mischa Elman und Jascha Heifetz ließen es sich nicht nehmen, bei diesem Ereignis dabeizusein. Gershwin hatte sich für die freie Form einer Rhapsodie für Soloklavier und sinfonisch besetzte Band entschieden.
Obgleich nicht als Unterhaltungsmusik eingestuft, wurde dennoch die in der Sphäre der sogenannten U-Musik übliche Arbeitsteilung praktiziert: Gershwin war ausschließlich für die Komposition zuständig, die er für zwei Klaviere notierte. Die Instrumentation vertraute man dem bewährten Arrangeur Ferde Grofe an, der das zweite Klavier für Whitemans Band orchestrierte. Den einzelnen Musikern, die in dessen Band spielten und überwiegend wirkliche Jazzer waren, wurden gewisse Soli "auf den Leib geschneidert", so auch der berühmte Klarinettentriller mit nachfolgendem Aufwärtsglissando, das mitreißende Initial der "Rhapsody in Blue".
Allen formalen Schwächen zum Trotz hält sich die "Rhapsody" im internationalen Konzertrepertoire, vor allem wegen des zeitlosen Charmes ihrer eingängigen Melodien, aufgrund der vollendeten Raffinesse der Instrumentation und des brillanten Klaviersatzes, wobei die Solokadenz mit der berüchtigten Repetitionsspielfigur gleichermaßen dem Interpreten wie der Mechanik des Flügels eine perfekte Technik abverlangt. Neben der Version für zwei Klaviere und der für Klavier und Orchester existiert eine von Gershwin selbst arrangierte und pianistisch noch dankbarere Fassung für Klavier allein.
Die geradezu legendär gewordene Uraufführung am 12. Februar 1924 mit Gershwin am Soloklavier wurde von der Presse als Geburt der amerikanischen Musik gefeiert.
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kammerkunst.de/566/