Remigriert euch ins Knie! 💩

Hamburger Kammerkunstverein

Veranstaltungen mit Herz und Hirn.

Lunchkonzert in der Handelskammer Hamburg

S. Gubaidulina, Musikalisches Spielzeug; W.A. Mozart, Sonate a-moll


Handelskammer Hamburg, Adolphsplatz 1, U Bahn Rathaus


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Sofia Gubaidulina,
Musikalisches Spielzeug

Die Ziehharmonika
Der Zauberschmidt
Ein Apriltag
Fischerlied
Die Elchwiese

Wolfgang Amadeus Mozart,
Sonate a-moll KV 310 (1778)

Allegro maestoso
Andante cantabile con espressione
Presto


Eine Sammlung von Klavierstücken für Kinder (1969).

Die "Musical Toys" sind 14 kleine, atmosphärische Charakterstücke, die im kleinen Format bereits die große Klangwelt Gubaidulinas durchscheinen lassen. Inhaltlich sind sie nicht besonders tiefgründig, sie illustrieren - eben weil sie für Kinder gedacht sind - ihre einzelnen Überschriften, wobei sich ausgeprägt lyrische mit motorischen Passagen abwechseln.


Wie bei den Klavierkonzerten stehen auch bei den Klaviersonaten Mozarts nur zwei Werke in moll, dem dunkleren und ernsteren Tongeschlecht. Die a-moll-Sonate KV 310 war die erste der in Paris entstandenen Klaviersonaten. Die Parisreise mit seiner Mutter und seiner Schwester beinhaltete für Mozart in vielerlei Hinsicht einen äußerst wichtigen Reifeprozess. Er stand unter enormem Erfolgsdruck, denn er stellte sich unterwegs seinem - wie man es heute nennen würde - internationalen Publikum vor. Auf der Anreise hatte er sich, vielleicht zum ersten Mal, heftig verliebt, nämlich in Aloysia Weber in Mannheim. Die Zeit in Paris war in gesellschaftlicher und geschäftlicher Hinsicht sehr hart. Mozart verlor dort außerdem seine Mutter, die in Paris verstarb. Nicht eindeutig zu klären ist, ob dieser biographische Hintergrund mit dem dramatischen Inhalt der a-moll-Sonate in Verbindung zu stellen ist. In jedem Falle ist sicher, dass sie eine der wichtigsten Sonaten Mozarts ist, die weit in die damalige Zukunft hinauswies:

Der heroische erste Satz mit seinen punktierten Rhythmen wirkt klanglich so orchestral wie man es später bei Beethoven wiederfindet. Im zweiten Satz scheint es sich um eine ganz übliche Sonatenform zu handeln, allerdings steht an der Stelle einer Durchführung ein freier Mittelteil, der die Dramatik des ersten Satzes aufnimmt und weitertreibt. Mit solcher formalen Freiheit wird man eigentlich erst in der Romantik wieder konfrontiert. Der dritte Satz wirkt auf den ersten Blick wie ein Rondo, wobei aber bei jeder der vermeindlichen Wiederholungen eigentlich eine Variation entsteht. Diese Technik des fast unmerklichen Variierens findet sich später bei Schubert sehr ausgeprägt wieder. In einer der Variationen tauchen Begleitfiguren auf, die man im Klavier danach erst wieder bei Brahms entdeckt. In seiner Perfektheit und Schönheit steht der letzte Satz da, als hätte er sich aus der höchst dramatischen Entwicklung der ersten beiden Sätze heraus entpuppt.

Oft wird nur der heitere, immer lebenslustige Mozart wahrgenommen, obwohl vergleichbar wichtige Werke wie die a-moll-Sonate, das Requiem, die große Messe in C, die e-moll-Violinsonate, die dem tiefsten musikalischen Ausdruck und Ernst ergeben sind, dem Publikum eigentlich sogar sehr geläufig sind.

Franck-Thomas Link


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