Remigriert euch ins Knie! 💩

Hamburger Kammerkunstverein

Veranstaltungen mit Herz und Hirn.

Lunchkonzert in der Handelskammer Hamburg

Solorezital mit Werken von F. Liszt


Handelskammer Hamburg, Adolphsplatz 1, U Bahn Rathaus


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Franz Liszt,

Valse Oubliee Nr. 1
Etude de Concert - Un Sospiro
Les Jeux d'Eaux a la Villa d'Este
Ungarische Rhapsodie 4


Das Klavier war natürlich bestimmend für das Komponieren von Liszt. Die außerordentliche Vielfalt des Klavierwerks kann grob in vier Stile eingeteilt werden: Es gibt virtuose Konzertstücke, Stücke in ungarischem Volkston (besonders in seiner frühen und mittleren Schaffensperiode), programmatisch-vorimpressionistische Werke (besonders in der späten Periode), die oft mit religiösem Symbolismus spielen, und Werke, die in harmonischer und struktureller Hinsicht experimenteller Natur sind (zu finden während seiner gesamten Karriere).

Der erste "Valse oubliee", einer aus einer Sammlung von vier Stücken, wurde 1881 komponiert. Liszt zeigt Variationen des Tanzrhythmus in einer Folge von kleinen Abschnitten in der Form ABCAC. Jeder dieser Abschnitte ist beschwörend repetitiv und harmonisch uneindeutig, was eine düstere, geisterhafte Stimmung erzeugt, die beinahe böse Züge trägt.

Die Etude "Un sospiro" ("ein Seufzer") ist die dritte von drei Konzertstudien, komponiert 1848. Sie ist, wie alle Werke Liszts, höchst virtuos und dabei absolut pianistisch. Kein anderer Komponist, abgesehen von Chopin, war sich der Möglichkeiten des Instruments mehr bewusst. Das Stück will einen Schwall reicher harmonischer Wellen erzeugen, über dem eine graziös geformte Melodie fließt, die auf einer Fünftonleiter in Dur fußt. Eine solche Behandlung des Klaviers sollte große Auswirkungen haben. Alle Techniken, die hier vorhanden sind, können auch in einem Werk wie Ravels "Un barque sur l'ocean" entdeckt werden, das über 50 Jahre später komponiert wurde.

Diese impressionistische Wellenzeichnung harmonischer und chromatischer Modulationen ist noch gegenwärtiger in "Les jeux d'eaux a la Villa d'Este", das zum Dritten Buch der "Annees de pelerinage" gehört, komponiert 1867-77. Zu jenem Zeitpunkt hatte Liszt ein tiefgreifendes religiöses Erlebnis gehabt. Er hatte Weimar verlassen und war 1861 nach Rom gereist, um sich 1865 Exezitien zu unterziehen. Werke aus dieser Zeit - die "Jeux" sind eines der besten Beispiele hierfür - verbinden eine tiefe Wertschätzung der Schönheit der Natur, von Zypressen und Brunnen, mit einer Meditation über die Liebe Gottes und die Kraft der Gnade.

Das letzte Werk mit seinem Untertitel "Karneval zu Zeiten der Pest" ist eines der aufregendsten Stücke in Hinblick auf Liszts Vorliebe für ungarische Volks- und Zigeunermusik, wie er sie sah und verarbeitete in seinen Ungarischen Rhapsodien, deren erste 15 zwischen 1848 und 1853 komponiert wurden. Eine langsame, edle Einleitung (Verbunkos) wird gefolgt von einem extatischen Tanz in 2/4 (Friss). Der Ausführende muss hier, um diesen oft zu Unrecht kritisierten Stücken gerecht zu werden, subtile Klang- und Temponuancierungen zeigen und zudem den Anweisungen Liszts aufs Genaueste folgen.

Nicholas Ashton


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