Lunchkonzert in der Handelskammer Hamburg
Liederrezital mit Werken von Debussy, Strauss und Berg
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Jale Papila, Alt
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Michael Balke, Klavier
Handelskammer Hamburg, Adolphsplatz 1, U Bahn Rathaus
Claude Debussy,
Trois Chansons de Bilitis
La flûte de Pan
La Chevelure
Le tombeau des Naiades
Alban Berg,
Vier Lieder für eine Singstimme mit Klavier op. 2
Nr. 1 Schlafen, schlafen, nichts als schlafen (Friedrich Hebbel, aus: "Dem Schmerz sein Recht")
Nr. 2 Schlafend trägt man mich in mein Heimatland (Alfred Mombert, aus: "Der Glühende")
Nr. 3 Nun ich der Riesen Stärksten überwand (Alfred Mombert, aus: "Der Glühende")
Nr. 4 Warm die Lüfte (Alfred Mombert, aus: "Der Glühende)
Richard Strauss,
Vier Lieder Op. 27
Cäcilie (Heinrich Hart)
Heimliche Aufforderung (John Henry Mackay)
Morgen (John Henry Mackay)
Pierre Louys, der Textdichter, der „Trois Chansons de Bilitis“ von Claude Debussy aus den Jahren 1898 / 99, ist ein Verkünder einer neuen, heiteren Antike, eines sinnenfroh-amourösen Hellenismus, und übte als naher Freund Debussys tiefen Einfluss auf den Komponisten au. Er hat Teil an Debussys Wandlung vom Impressionisten zum Klassizisten, zum Meister französischer Klarheit und Diskretion. „La flûte de Pan“ ist eine Liebesszene, von der Hirtin Bilitis erzählt: Pan schenkt ihr eine Syrinx und lehrt sie, die auf seinen Knien sitzt, das Spielen; ihre Münder wechseln sich ab, ihre Melodien antworten einander, ihre Lippen finden sich, es wird Nacht. Dies wird mit leichten, graziösen Strichen als bezauberndes Miniaturbild gemalt, ohne Leidenschaft und Schwüle, mit heiterer, spielender Naivität, mit klassischer Einfachheit der musikalischen Mittel. Ernster, leidenschaftlicher empfunden ist „La Chevelure“, die Vortragsbezeichnung lautet „très expressif et passionnément concentré“. Der Liebende träumt, er habe das Haar des Mädchens um Hals und Nacken gewunden, er fühlt, wie er mit ihr eins wird, sie erschauert vor seinem Blick; seufzende Motive, chromatisch drängende Linien steigern sich zum Höhepunkt, dem geträumten Kuss. Ein trauriges Bild steht am Ende: „Le tombeau des Naiades“. Der Winter ist gekommen, Satyrn und Nymphen sind tot, die vereiste Quelle ist zum Grab der Najaden geworden. Die Melancholie der erstarrten Natur klingt in den gleichförmigen Terzenketten der Klaviers, der müden, wie tonlosen Deklamation der Singstimme.
Jale Papila
Alban Bergs Lieder scheinen in ihrer gedrängten Kürze von der Idee der aphoristischen Musik beeinflusst zu sein, der Schönberg und Webern sich damals annäherten. Drei Lieder sind tonal konzipiert, das vierte bewegt sich in freier Atonalität. In den vier Liedern vollzieht sich die Auseinandersetzung mit dem revolutionären Phänomen der Quartenharmonik, welche den Komponisten folgerichtig aus der Tonalität hinaustreibt. Den ersten drei Liedern ist das Thema "Schlaf" gemeinsam. Auf Ausdruckskraft und musikalische Phantasie hin betrachtet steht das vierte Lied am höchsten. Momberts poetische Prosa findet in der frei flutenden, aus allen traditionellen Formenschemata gelösten Musik ihre volle Entsprechung. Die ausdrucksgeladene, dramatisch gesteigerte Diktion der Singstimme kündigt den "Wozzek"-Komponisten an. Im Klavierpart singt die Nachtigall, kalte, klare Diskantquinten malen den glitzernden Schnee. Das Bild des Mädchens, das vergeblich den Geliebten erwartet, wird zur Opernszene.
Jale Papila
Die Vier Lieder Op. 27 widmete Richard Strauss seiner Frau Pauline zum Hochzeitstag im Jahre 1894. Zu seinen stärksten und charakteristischsten Liedern zählt Cäcilie, eine stürmische, mit überschäumendem Temperament vorgetragene Liebeswerbung, ein Ausbruch der Lebenskraft und Lebensfreude. Das Vorspiel gleicht dem strahlenden Tutti-Einsatz eines Orchesters. Drei Liedstrophen sind verschieden charakterisiert. Die dritte steigert sich in einen Schluss, der über das Liedgemäße, Lyrische-Introvertierte ins Opernhaft-Ausstrahlende hinausgreift. Kompositorisch leichter gefügt, aber nicht weniger wirksam ist die Heimliche Aufforderung, in welchem sich das Klavier mit Arpeggien begnügt, das eingefügte Nachtbild jedoch mit feinen harmonischen Reizen gestaltet ist. Das wohl wertvollste Stück des Opus ist Morgen, eine lichte Glücksvision, erfüllt von stiller Seligkeit, die keines Aufwallens, keines beschwörenden Nachdrucks bedarf.
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