Klarheit, Stil, Eleganz
Feierabendkonzert im Oberhafen
Zwischen Wolfgang Amadeus Mozart und Claude Debussy liegen Welten. Und doch haben die beiden viel gemeinsam:
Statt experimenteller Wildheit suchten die Komponisten die Perfektionierung des Bestehenden. Ihre Tonsprache zeichnet große Klarheit und Transparenz aus. Das macht sie zu Seelenverwandten.
Um die Verbindung zwischen Mozart und Debussy zu erforschen, haben wir die wunderbare Geigerin Juditha Haeberlin und die virtuose Pianistin Yun Xu eingeladen, um gemeinsam mit dem Publikum auf eine musikalische Entdeckungsreise zu gehen.
Wolfgang Amadeus Mozart,
Sonate B-Dur KV 454
Claude Debussy,
Sonate für Violine und Klavier
-
Juditha Haeberlin, Violine
-
Yun Xu, Klavier
Tickets: 15 € im Online-Vorverkauf, 20 € an der Abendkasse
Bar und Abendkasse 17 h, Konzert 18 h, Lounge 19 h
Halle 424, Stockmeyerstraße 43, Tor 24, 20457 Hamburg
Wolfgang Amadeus Mozart,
Sonate B-Dur KV 454
Largo - Allegro
Andante
Allegretto
Claude Debussy,
Sonate für Violine und Klavier
Allegro vivo
Intermède, fantasque et léger
Finale, très animé
Die Sonate B-Dur KV 454 von W. A. Mozart gehört zu den Wiener Violinsonaten. Sie ist formal viel größer angelegt als viele andere Sonaten. Sie hat einen großen langsamen Satz, der Kopfsatz wird mit einer feierlichen Introduktion vorbereitet und das Finale ist ein ausgedehntes, virtuoses Rondo. Die ganze Anlage des Stückes ist ähnlich wie bei einem Solokonzert, viele Passagen lassen an das Doppelkonzert für Klavier, Violine und Orchester denken. Die Sonate entstand im Jahre 1784, ein Jahr bevor das d-moll Klavierkonzert erschien. Mozart hat sie der Geigerin Regina Strinasacchi gewidmet. Es ist anzunehmen, dass er selbst die Klavierpartie übernahm.
Die Sonate für Violine und Klavier von Claude Debussy entstand 1916/17 - mitten im Ersten Weltkrieg und etwa ein Jahr vor Debussys Tod. Der Krieg und die Verschlechterung seiner todbringenden Krankheit hatten Debussy zunächst in eine Schaffenskrise geführt. Während eines Erholungsurlaubs bei Freunden in Pourville in der Normandie fasste er den Plan sechs Sonaten in verschiedenen Besetzungen zu schreiben. „Ich habe die Fähigkeit wieder erlangt, musikalisch zu denken, was mir ein ganzes Jahr nicht gelungen war... nun aber habe ich geschrieben wie ein Besessener, oder wie einer, der am nächsten Tag sterben muss ...“
Die Besonderheit dieses Projekts, das den Komponisten wieder zu seinem Medium zurückfinden ließ, besteht darin, dass er sich hier auf alte französische Kompositionsformen des Barock bezieht. Beispielsweise arbeitet Debussy in seinen Sonatensätzen mit monothematischen Formen, ähnlich wie man sie von Couperin oder Rameau kannte. Neben Ravel gilt Debussy als Vollender des musikalischen Impressionismus. Oft wird er im selben Atemzug mit den Malern Monet oder Renoir erwähnt. Er gilt aber auch als einer der wichtigsten Vertreter der französischen Musik im Sinne von nationaler Musik.
Nur zu leicht wird übersehen, dass Debussy ein Zeitgenosse von „National-Komponisten“ wie Dimitri Schostakowitsch in Russland, Edvard Elgar in England oder Manuel de Falla in Spanien war. Vor dem Hintergrund des Ersten Weltkrieges und in einer noch keineswegs globalisierten Welt ist das ein wichtiges Faktum. Ein wesentlicher Aspekt dieses Themas ist Debussys tiefgehende Auseinandersetzung mit der Musik Richard Wagners, die zwar früher entstanden war, aber in Deutschland während des Ersten Weltkrieges eine große Rolle spielte. Das eigentümlich Französische unterstreicht Debussy noch einmal deutlich durch seine Rückbesinnung auf die alten französischen Meister. Leider konnte Debussy von den sechs geplanten Sonaten nur drei fertigstellen, nämlich die Sonate für Harfe, Flöte und Viola, die Sonate für Cello und Klavier und schließlich die Sonate für Violine und Klavier. Sie ist das letzte Werk, das er vollendete.
Franck-Thomas Link
kammerkunst.de/1195/