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Hamburger Kammerkunstverein

Veranstaltungen mit Herz und Hirn.

402. Lunchkonzert in der Handelskammer Hamburg

Franz Schubert, Sonate in C-Dur für Klavier zu vier Händen D 812


Der Eintritt ist frei.


Börsensaal der Handelskammer Hamburg, Adolphsplatz 1, U Bahn Rathaus


Franz Schubert Grand Duo Sonate D 812 (op. Posth. 140), 2023

Allegro moderato
Andante
Scherzo und Trio (Allegro vivace)
Finale (Allegro vivace)


Die Besetzung Klavier zu vier Händen kennt viel sehr unterschiedliche Facetten: Da es noch keine Aufnahmen und Radios gab, wurden viele Symphonien, Opern und andere beliebte Werke und Melodien häufig für Klavier-Duo arrangiert, sodass Musikliebhaber auch zu Hause ihre geliebten Musikstücke hören und genießen konnten. Klavier zu vier Händen stand in diesem Sinn im Dienste der Verbreitung und Bekanntmachung der Musik.

Als eigene Kunstform entwickelte sich diese Gattung vor allem durch W. A. Mozart, der einige sehr große Sonaten für Klavier zu vier Händen komponierte und natürlich dann später durch Franz Schubert.

Schuberts Vierhändig-Repertoire weist die beiden Aspekte „Gebrauchsmusik“ und „Kunstwerk“ auf: Zahlreiche kleineren Werke, darunter Tänze, Rondos, Militärmärsche, Ländlern etc. komponierte Schubert sicher zum großen Teil für die oben beschriebene Hausmusik oder auch für Feste mit seinen Freunden („Schubertiaden), bei denen der Komponist meist selbst für musikalische Unterhaltung sorgte.

Es ist bekannt, dass Schubert sich häufig einen Freund dazu geholt hat, um Duette für zwei Pianisten auf einem Klavier zum Besten zu geben. Dem gegenüber stehen einige große Kunstwerke, die wohl eher für den Konzertsaal gedacht waren. Sehr berühmt sind natürlich die Fantasie in f-moll, die B-Dur Sonate und die „Lebensstürme“. Das größte unter diesen Meisterwerken für vier Hände ist wohl die Grand Duo Sonate D812. Der Titel „Grand Duo“ stammt nicht von Schubert, sondern wurde dem Werk vom Verleger der ersten Veröffentlichung, Anton Diabelli, erst neun Jahre nach Schuberts Tod überschrieben.

Tatsächlich hat die Sonate symphonische Ausmaße, sowohl formal (sie hat eine Spielzeit von 40-45 Minuten!) als auch inhaltlich kompositorisch. Von einer „Symphonie“ sprach über dieses Werk auch Robert Schumann mit seinen jüngeren Freunden Johannes Brahms und Joseph Joachim und legte damit vielleicht den Grundstein für ein Projekt des Geigers und Dirigenten Joachim, die Grand Duo Sonate von Schubert zu orchestrieren.

Bestimmt wäre Schubert selbst gar nicht unbedingt mit einer solchen Bearbeitung einverstanden gewesen, verrät doch das große Orchester viele musikalische Fantasien, die in der Klavierfassung vor allem dem Zuhörer individuell überlassen werden. Dennoch verdeutlicht die Orchesterfassung die Nähe Schuberts zu den Symphonien Ludwig van Beethovens.

Die Sonate entstand im Jahre 1824, einem der beiden Sommer, in denen Schubert im ungarischen Anwesen der Familie Esterhazy als Musiklehrer für die Töchter des Hauses engagiert war. Aus Briefen geht hervor, dass Schubert sich in diesen Monaten in Ungarn sehr nach seinen Freunden in Wien gesehnt hat und sich einsam fühlte. Vielleicht hat es ihm die Zeit etwas verkürzt, sich mit so einer riesigen musikalischen Form zu beschäftigten.

Franck-Thomas Link


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