Remigriert euch ins Knie! 💩

Hamburger Kammerkunstverein

Veranstaltungen mit Herz und Hirn.

390. Lunchkonzert in der Handelskammer Hamburg

Solorezital


Der Eintritt ist frei.


Börsensaal der Handelskammer Hamburg, Adolphsplatz 1, U Bahn Rathaus


Lunchkonzert #390

W. A. Mozart, Fantasie, c-moll KV 475
Louis-Claude Daquin, Le Coucou, e-moll
Jean Philippe Rameau, La Poule, g-moll
Franz Liszt, Vision (Etude d’execution transcendante Nr. 6)
Carl Maria von Weber, Rondo, C-Dur, op. 24/4


W. A. Mozart, Fantasie, c-moll KV 475

Dieses Werk komponierte Mozart an einem einzigen Tag im Juni 1785 in Wien. Es wurde später zusammen mit der c-moll Sonate KV 457 veröffentlicht. Diese Sonate hat große Ähnlichkeit mit der Fantasie, was die Dramatik betrifft, und kompositorisch gibt es eine tiefe Verwandtschaft zwischen beiden Werken. Viele Pianisten spielen die beiden Werke zusammen, um diesen Zusammenhang aufzuzeigen. Aber ich glaube, man kann sie, durch die musikalische Kraft der beiden Stücke, auch unabhängig voneinander hören und darstellen.

Schon im ersten Motiv der Fantasie beschwört Mozart eine äußerst dunkle Welt herauf, indem er in düsteren, übermäßigen Intervallschritten nach oben schreitet und dann die Auflösung in Sekund-Seufzern vorgibt. Hier etabliert Mozart bereits die Grundstimmung des ganzen Werkes. Für mich perönlich geht es dabei um Verlassenheit und um Trost.

Man kann das vergleichen mit dem sowohl hoheitlichen als auch verzweifelten Moment in der Zauberflöte, wenn sich Tamino im Wald verläuft und nicht weiß, ob Pamina überhaupt noch lebt. 


Louis-Claude Daquin, Le Coucou, e-moll (Der Kuckuck)

Zusammen mit den Couperins (Vater und Sohn) und Rameau war Louis-Claude Daqiun einer der prominentesten Komponisten der sogenannten Französischen Cembalo Schule im frühen 18. Jahrhundert. Er hinterließ ein reichhaltiges Oeuvre, das sowohl hochvirtuose als auch lyrisch-espressive Aspekte beinhaltet. Einige von Daquins Werken verweisen programmatisch auf Natur, Mythos und Fantasie. Das kurze Stück „Le Coucou“ ist vielleicht das bekannteste und beliebteste Klavierstück, gleichermaßen bei Klavierschülern wie bei professionellen Pianisten. Es ahmt musikalisch den unverkennbaren, schier endlos wiederholten Ruf des Kuckucks nach. Sowohl konkret mit dem typischen Kuckucksruf (abfallende Terz) als auch durch die schnellen, fast uhrwerkartigen Umspielungen in der rechten Hand, die die Unaufhörlichkeit des balzenden Kuckucks gleichermaßen heraufbeschwören. Das Stück entstand 1735 und findet sich im dritten Band von Daquins Stücken für das Cembalo.


Jean Philippe Rameau, La Poule, g-moll

Jean Phillipe Rameau, ein Zeitgenosse Claude Daquins, imitiert in seinem Stück „La Poule“ das Gackern der Henne. Rameau stellt es mit schnellen, ostinaten und rhythmischen Tonwiederholungen dar, und entwickelte damit eine Technik, derer sich später auch Scarlatti, Mozart, Haydn und noch viel später de Falla und Ligeti bedienten. „La Poule“ stammt aus Rameaus dritter Suite für Cembalo, die zwischen 1726 und 27 entstand. Die knackigen Rhythmen und ihre komplizierten Verzierungen lassen sich sehr gut vom Cembalo auf den modernen Konzertflügel übertragen. So erklärt sich, warum viele Pianisten diese barocke Cembalomusik auf dem Konzertflügel spielen, der Bewegung des authentischen Vortrags, die in den 60er und 70er Jahren entstand, zum Trotz.


Franz Liszt, Vision (Etude d’execution transcendante Nr. 6)

Fanz Liszts „Vision“ ist eine seiner Etüden (Übungsstücke). Sie ist die sechste der „Zehn Transzendentalen Etüden“. Nur manchen hat Liszt einen Titel gegeben, „Vision“ ist aber natürlich eine Ansage: Es kommt mir vor wie ein Ausblick auf größere Werke, wie ein Gedanke an Wagners Tannhäuser oder an das Vorspiel im ersten Akt von Lohengrin. Auch fällt mir bei der Beschäftigung mit dem Stück manchmal die Hornstelle mit den Arpeggios in Es-Dur ein, die im Rheingold zu hören sind. Ein Übungsstück, das Natur, Mythos und Fantasie visioniert.


Carl Maria von Weber, Rondo C-Dur op. 24/4

Trotz der Tatsache, dass Carl Maria von Weber als einer der beeindruckendsten Klaviervirtuosen seiner Zeit angesehen wurde, hat er nur vier Sonaten, das berühmte Konzertstück für Klavier und Orchester und ein paar Bravourstücke für Klavier solo veröffentlicht. Zu diesen Bravourstücken gehört auch die berühmte „Aufforderung zum Tanz“.

Leider hat es Weber angesichts der Komponisten, die in seiner Zeit das Sagen hatten, Beethoven, Haydn und Mozart, nicht geschafft eine ähnliche Popularität aufzubauen. Das ist sehr schade, denn seine pianistischen Ideen und sein Zugang zu Drama, Lyrick und Witz waren genial und wurden später von Chopin, Liszt, Mendelssohn und Schumann sehr geschätzt und weiterentwickelt. Das Rondo, mit dem ich mein Konzert beende, ist das Finale seiner ersten Klaviersonate, op. 24. Weber schreib diesen Satz 1812. Ein wunderbares Beispiel von Webers Spielfreude und Virtuosität als Pianist und Komponist. Wir wissen, dass Carl Maria von Weber ein ausgezeichneter Improvisator war. Das zeigt sich immer in seiner Klaviermusik.


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