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Hamburger Kammerkunstverein

Veranstaltungen mit Herz und Hirn.

323. Lunchkonzert in der Handelskammer Hamburg

Wolfgang Amadeus Mozart, Sonate für Klavier zu vier Händen F-Dur KV 497

Nicholas Ashton und Franck-Thomas Link, 2013

Der Eintritt ist frei.


Börsensaal der Handelskammer Hamburg, Adolphsplatz 1, U Bahn Rathaus


Wolfgang Amadeus Mozart,
Sonate für Klavier zu vier Händen F-Dur KV 497

Adagio - Allegro di molto
Andante
Allegro


Denkt man an die Gattung „Klaviermusik zu vier Händen“, denkt man zunächst an Hausmusik und geselliges und unbeschwertes Musizieren. Die Gattung spielte eine große Rolle bei der Verbreitung von Symphonien, Opernmelodien, Volksliedern und Märschen, bevor es Radios und Tonträger gab. Auch von Mozart gibt es einige Sonaten, die dem Zweck des häuslichen Musizierens dienten.

Die Sonate F-Dur KV 497 aus dem Jahre 1786 dagegen ist ein Meisterwerk aus der Feder Mozarts, das eher zufällig für Klavier zu vier Händen gesetzt ist. Schon rein spieltechnisch wäre diese Sonate für Amateure in den wenigsten Fällen geeignet. Der musikalische Entwurf dieses Werkes hätte genauso gut für einen Streicherensemble oder ein Orchester ausgeführt werden können.

Sie ist Mozarts größte Klaviersonate für vier Hände. Mit ihr schuf er eine Tradition, in der sich später auch Komponisten wie Schubert, Brahms und Mendelssohn bewegten. Innerhalb des Vierhändig-Repertoires gibt es nur wenige Werke, die in ihrer Anlage ähnlich symphonisch ausladend und kunstvoll gebaut sind.

Der erste Satz wird von einer gleichermaßen dramatisch-bedrohlichen wie ruhig fragenden Introduktion eröffnet. Das Hauptthema, das zunächst vom ersten Pianisten allein vorgestellt wird, erinnert an einen typischen Holzbläsersatz. Das Seitenthema, eigentlich eher ein Motiv als ein wirklich ausgereiftes Thema, wird noch in der Exposition derart durchgeführt, dass quasi ein zweites Seitenthema entsteht. Diese Seitenthemen stellen in ihrem lyrischen Charakter einen wunderbaren Kontast zum Hauptthema dar. Die Durchführung des ersten Satzes wird von Wissenschaftlern oft als eine der großartigsten Durchführungen in Mozarts Gesamtwerk gelobt: Zum eine ist die thematische Verwebung fast beispiellos, darüber hinaus kontrastiert sie durch motorische Elemente, die Mozart in der Exposition noch nicht angekündigt hatte, sehr stark zur Exposition, was bedeutet, dass Mozart hier der Sonatenhauptsatzform einen ganz neuen Inhalt gab, ohne die eigentliche Form zu verlassen oder zu brechen.

Der zweite Satz ist filigranes Andante, das ebenfalls auf zwei Themen aufgebaut ist, die sich gegenseitig vor allem in ihrer Dynamik von einander absetzen. Allerdings handelt es sich formal nicht um einen Sonatensatz, sondern um eine dreiteilige Liedform.

Das Finale, ein äußerst brillantes Rondo, das an Einfallsreichtum kaum zu überbieten ist, rundet die Sonate ab. Das verspielte Ritornell gibt eine ausgezeichnete Grundlage für die verschiedensten charakterlichen Inhalte in den Episoden des Rondos. Oft wird die Heiterkeit des Ritornells durch dunkle, virtuose Zwischenspiele gestört, oft wird sie durch noch größere Spielfreude an anderen Stellen überhöht - ein Feuerwerk an kompositorischen Meisterleistungen.

Franck-Thomas Link


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