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Hamburger Kammerkunstverein

Veranstaltungen mit Herz und Hirn.

281. Lunchkonzert in der Handelskammer Hamburg

Klavierrezital mit Werken von Mozart und Chopin

Franck-Thomas Link spielt im Lunchkonzert am Do, 10. Juni, ein Solorezital, da die Cellistin Li Li erkrankt ist. Sein Programm ist bestimmt ein genussvoller Ersatz: Neben Mozarts Sonate F-Dur KV 332 erklingt auch die Chopin-Ballade g-moll.



Handelskammer Hamburg, Börsensaal, Adolphsplatz 1, U Bahn Rathaus


Tagesprogramm als PDF


Wolfgang Amadeus Mozart,
Sonate F-Dur KV 332 (300k)

Allegro
Adagio
Allegro assai

Frédéric Chopin,
Ballade Nr. 1 g-moll op. 23


Wie die A-Dur Sonate mit dem türkischen Marsch stammt auch die F-Dur-Sonate aus dem Jahr 1783 und wurde wahrscheinlich in Wien oder Salzburg komponiert. Die Premiere der Oper „Die Entführung aus dem Serail“ war vom Wiener Publikum mit Begeisterung aufgenommen worden und hatte Mozart zum Star in der kulturellen Weltmetropole gemacht. So erklärt sich, dass Mozart neben seiner Arbeit an Oper, Symphonie und Kammermusik sehr viele hochvirtuose Werke für Soloklavier schrieb, die er selbst an den Höfen und in Konzerthäusern spielte. Durch den Erfolg seiner Musik und die Liebe zu Constanze fühlte sich Mozart ausgeglichen und auf seinem künstlerischen Höhepunkt. Die F-Dur Sonate ist ganz besonders deutlich von dieser Ausgeglichenheit in Form und Inhalt gekennzeichnet. Während der erste Satz sich fast schon symphonisch gestaltet und gelegentlich mehr an ein Orchester denken lässt, ist der letzte Satz ein brillantes Klavierstück, das virtuose Anforderungen an den Spieler stellt, die es zu Mozarts Zeit nur selten gab. Hört man diese Sonate auf einem historischen Instrument, bekommt man einen Eindruck davon, wie sehr Mozart an die technischen Grenzen der Instrumente seiner Zeit ging. Der erste und der dritte Satz sind Sonatenhauptsätze in klassischer Form, mit jeweils zwei stark kontrastierten Themengruppen, die in einer wiederholten Exposition vorgestellt und danach miteinander verflochten, also durchgeführt werden. Der zweite Satz Adagio steht zwischen den beiden großen Ecksätzen wie ein Lied ohne Worte. Im Autograph war er nur 20 Takte lang und sollte wiederholt werden. Zu Mozarts Zeit waren Musiker gewohnt zu improvisieren, die Verzierungstraditionen des Barock waren den Spielern so geläufig. Es verstand sich von selbst, bei der Wiederholung eines langsamen Satzes Verzierungen, zwar im Stile, aber nach eigenem Gusto zu spielen. Erst bei Drucklegung legte Mozart fest, wie die Wiederholung genau zu verzieren sei.

Franck-Thomas Link


Die Ballade Nr. 1 g-moll op. 23 ist die erste von vier Balladen, die Frédéric Chopin komponierte. Er entwarf sie 1831 auf einer Reise nach Wien und stellte sie vier Jahre später in Paris fertig. Sie ist Baron Nathaniel Stockhausen gewidmet und erschien 1836 gleichzeitig in Frankreich, England und Deutschland. Balladen sind in der romantischen Klaviermusik zuweilen durch literarische Balladen inspiriert, oft aber gibt es keinen konkreten Inhalt. Die Komposition greift dann vor allem den episch-erzählerischen Charakter und lyrischen Ausdruck der Balladenform auf und macht die Musik zum eigentlichen Inhalt - so auch hier.

Formal ist die Ballade g-moll in einer Mosaikform gehalten, was bedeutet, dass es große Episoden gibt, in denen nicht mit Durchführungstechniken wie z.B. Variationsformen oder Umkehrungen gearbeitet wird, die wie einzelne Blöcke dastehen. Diese Blöcke sind auf literarischer Ebene am ehesten mit einzelnen Geschichten vergleichbar. In diesem brillanten Werk geht jedoch fast jede musikalische Entwicklung motivisch, wenn auch oft versteckt, auf eines der drei Hauptthemen zurück, was den vordergründig poetischen und dramatischen Inhalt des Werkes auf einen musikalisch äußerst fundierten Boden stellt. So gelingt es Chopin meisterhaft, die einzelnen Episoden miteinander zu verbinden und einen großen erzählerischen Bogen zu spannen.

Zunächst öffnet sich der „Vorhang“ mit einer kurzen Unisono-Introduktion, und das melancholische Hauptthema erscheint. Diese erste Exposition bleibt aber nur eine kurze Episode und wird von einem stürmischen zweiten Themenblock überrollt. Nachdem dann auch das dritte lyrische Thema (in Dur) vorgestellt ist, wächst sich jedes der drei Themen in einem dichten Klaviersatz zu dramatischer Größe aus. Kurz bevor die Coda der Ballade erreicht wird, erscheint wieder das erste Thema in seiner ursprünglichen Tonart g-moll, diese Mal allerdings nicht von den zarten Akkorden des Anfangs begleitet, sondern mit getupftem tiefem Orgelpunkt auf der Dominante D. Dieses Klopfen oder Tupfen wirkt fast erschöpft. Und doch bäumt sich das Werk noch einmal wogend auf und steigert in der Coda die Dramatik und Dynamik in einem bis dahin noch nicht dagewesenen Maße.

Franck-Thomas Link


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